Abfallentsorgung Referenten: Elena Flegler, Johanna Moser, Eugen Pfeil |
6. Subsystem Deponierung von Siedlungsabfall Berliner Deponien Im Land Berlin gibt es aufgrund seiner spezifischen räumlichen Situation keine Deponien für zu beseitigende Abfälle. Das Land Berlin lagert Abfälle zur Beseitigung im Wesentlichen auf Deponien im Land Brandenburg ab. Die Nutzung bzw. Betreibung wurde unbeschadet des ansonsten geltenden Territorialprinzipes wegen der engen räumlichen Verpflechtung mit dem Land Brandenburg und auf der Basis der langjährigen Kooperation in der Abfallwirtschaft einvernehmlich zwischen beiden Ländern geregelt. Die Berliner Siedlungsabfälle werden auf die Deponien Schöneicher Plan, Schwanebeck und Wernsdorf der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) sowie auf die Deponien Schöneiche und Vorketzin der Märkischen Entsorgungsanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (MEAB) endgelagert. Die BSR ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Die MEAB ist eine Gesellschaft, die jeweils zu 50 % im Eigentum der Länder Berlin und Brandenburg steht. Bei den Bauabfällen hat das Land Berlin als öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger (ÖRE) verschiedene Entsorgungsfirmen mit der Entsorgung der nicht besonders überwachungsbedürftigen Bauabfälle drittbeauftragt. Dabei handelt es sich um die Bauabfalldeponie Deetz und die Siedlungsabfalldeponien Schöneiche und Vorketzin der MEAB sowie die Asbest-Monodeponie Dobbrikow (Betreiber: Nägler GmbH). Die besonders überwachungsbedürftigen Bauabfälle (Bausonderabfälle) werden durch die Sonderabfallgesellschaft Berlin/Brandenburg mbH (SBB) anderen Beseitigungsanlagen zugewiesen. Einzige öffentlich zugängliche Deponie für diese Abfälle im weiteren Berliner Umland ist die Sonderabfalldeponie Röthehof der MEAB. |
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Die Deponien wurden außer Röthehof (1979), Wernsdorf (1982) und Dobbrikow (1995) Mitte der siebziger Jahre als geordnete Deponien in Betrieb genommen. Der Beginn der Abfallablagerungen an diesen Standorten erfolgte schon bedeutend früher. Die Deponien entsprachen durchgehend nicht dem Stand der Technik und werden deshalb gegenwärtig auf der Grundlage nachträglicher Anordnungen und Fachplanungen durch Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen nachgerüstet. |
Quelle: www.stadtentwicklung.berlin.de |
Abb. 40 Berliner Deponien |
Vorgänge in Deponien Die Ablagerungen von Siedlungsabfällen auf den geordneten Deponien der letzten Jahre ist als Konzentrierung organischer und anorganischer Abfallstoffe zu verstehen, bei denen die Abfälle einer Vielzahl unkontrollierter biochemischer und Chemisch-physikalischer Umsetzungsprozesse unterliegen. Die festen Ausgangsstoffe werden teilweise in mobile Reaktionsprodukte umgewandelt und verlassen den Deponiekörper im wesentlichen über Gas- und Wasserpfad.
Als umweltverträglich bzw. stabilisiert wird der Zustand einer Deponie dann bezeichnet, wenn das Ausmaß der freigesetzten Stoffe dem Potential der in der Umwelt befindlichen Stoffe angepasst wird. Die Qualitätsentwicklung der Emissionen vom Betriebsanfang bis zum umweltverträglichen Zustand wird als Stabilisierungsverlauf verstanden. |
Quelle: |
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Beispieldeponie Schwanebeck Die Deponie Schwanebeck liegt am nördlichen Stadtrand Berlins im Landkreis Barnim. Im Gebiet zwischen Schwanebeck, Zepernick und Berlin-Buch wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg Kies für den Wiederaufbau Berlins abgebaut. Nach Ausbeutung der Kiesvorkommen Anfang der sechziger Jahre wurden die zahlreichen Gruben mit Bauschutt und Siedlungsabfällen verfüllt. Der geregelte Deponiebetrieb inSchwanebeck begann 1973 als Zentraldeponie für Berlin-Ost und den Kreis Bernau Durch den VEB Stadtwirtschaft Berlin in einer dieser ehemaligen Kiesgruben. Heute ist die Deponie etwa 62 Hektar groß und mit einer Höhe von gut 25 Metern weithin sichtbar. In Schwanebeck werden ausschließlich Berliner Siedlungsabfälle, vorwiegend. Aus dem Nordosten der Stadt, entsorgt. Seit 1992 arbeiten die BSR an der schrittweisen Ertüchtigung und Sicherung der Deponie. Ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Modernisierung war die Inbetriebnahme der Deponiegaserfassungs- und -verwertungsanlage im Juli 2000. |
Abb. 41 Abfallberg Quelle: www.awz-wiefels.de/deponie.html |
Nutzung von Deponiegas Unkontrolliert aus der Deponie austretendes Gas kann Menschen und die Umwelt Gefährden. Unter bestimmten Bedingungen führt es zu Explosionen und Bränden, beeinträchtigt das Pflanzenwachstum und beeinflusst unser Klima negativ. Denn Methan und Kohlendioxid, die Hauptbestandteile des Gasgemisches, sind so Genannten Treibhausgase, die nachweislich den wärmeregulierenden Effekt der Erdatmosphäre allmählich zerstören. Aber Methan ist andererseits auch ein wertvoller Energieträger. In modernen Verwertungsanlagen lässt sich die chemische Energie des Gases in Strom und Wärme umwandeln. Gaserfassungs- und -verwertungsanlage Im Abfall bildet sich bei der Zersetzung durch Mikrobakterien unter Luftabschluss Deponiegas. Je Tonne abgelagerten Müll können zwischen 100 und 200 Kubikmeter Deponiegas entstehen. Um das Gas optimal fassen zu können, wurden 117 Gasbrunnen gebohrt. Sie bestehen aus Geschlitzten Kunststoffrohren, die zwischen 6 und 28 Meter tief in den Deponiekörper führen. Die Brunnen sind in einem Abstand von rund 70 Metern gleichmäßig über den gesamten Deponiekörper verteilt. Das Gas wird aus dem Deponiekörper zu den Brunnenköpfen hochgesaugt und von dort über Ableitungsrohre zu den elf Gassammelstationen transportiert. Eine rund 3 Kilometer lange Ringleitung rund um die Deponie verbindet die Gassammelstationen mit der Gasverdichterstation. Dort sorgen vier Schraubenverdichter dafür, dass durch kontinuierliches Saugen ein ständiger Unterdruck von 400 Millibar im Müllkörper herrscht. Insgesamt werden so im Schnitt 3.000 Kubikmeter Deponiegas pro Stunde nach dem Staubsaugerprinzip aus dem Deponiekörper gesaugt. Von der Gasverdichterstation gelangt das Deponiegas in die Gasverwertungsanlage ein Blockheizkraftwerk mit sechs Verbrennungsmotor-Modulen. Jeder der sechs 16-Zylinder-Otto-Gasmotoren treibt einen Generator an, der die mechanische Leistung des Verbrennungsmotors in elektrische umwandelt. Insgesamt werden damit in einer Stunde rund 5.000 Kilowattstunden Strom produziert. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugen die Verbrennungsmotoren aber nicht nur Kraft, sondern auch Wärme- etwa 6.500 Kilowattstunden pro Stunde. |
Abb. 42 Input - Output - Modell Mülldeponie Quelle: Eigene Darstellung |
Abfallentsorgung - Inhaltsverzeichnis Abb. 43 Stoffflussanalyse Deponie Schwanebeck Quelle: Eigene Darstellung |
Abb. 44 BSR-Deponien: Fließschema Entsorgung mit Zukunft, BSR |