Abfallentsorgung

Referenten: Elena Flegler, Johanna Moser, Eugen Pfeil


5. Subsystem Müllverbrennung

Abfallbehandlungswerk Nord - Müllverbrennungsanlage (MVA-Ruhleben)

Die BSR-Müllverbrennungsanlage in Ruhleben ist mit einer Jahreskapazität von 520.000 t das Kernstück der Berliner Abfallentsorgung.

Um zu verhindern, dass der Müll von heute zu Altlasten von morgen wird erlaubt der Gesetzgeber ab dem Jahr 2005 nur noch die Deponierung von "inertem" Material. Das heißt, dass der Müll biologisch und chemisch inaktiv sein muss, um auf den Hausmülldeponien abgelagert werden zu dürfen.

Die Werte, die von der "Technischen Anleitung Siedlungsabfall" (TASi) hierfür verlangt werden, lassen sich beim heutigen Stand der Technik jedoch nur durch eine thermische Behandlung (Verbrennung) sicher erreichen.

Die Verbrennungsanlage für Siedlungsabfälle in Ruhleben - interne Bezeichnung "Abfallbehandlungswerk Nord" - ging 1967 in Betrieb. Bis zum Endausbau 1974 wurden acht Kessellinien mit einer Durchsatzkapazität von 400.000 t pro Jahr gebaut. Diese wurden in den 80er Jahren durch eine Rauchgasreinigung ergänzt, für die nach heutigen Maßstäben eine Investitionssumme von rund EUR 400-500 Mio. erforderlich wäre.

Um den weiter steigenden Anforderungen an die Umweltverträglichkeit jederzeit gerecht zu werden, wurde die Anlage in den Jahren 1996 bis 1998 in einem Umfang von rund einer viertel Milliarde Euro nachgerüstet und auf modernsten Stand der Technik gebracht.

Die Fortschritte in der Verfahrenstechnik haben die Schadstoffemissionen moderner Müllverbrennungsanlagen seit den 80er Jahren auf ein Zehntel bis ein Hundertstel reduziert.

Aufgrund des im Vergleich zu Deponien geringen Flächenverbrauchs, der Möglichkeit zur Steuerung und Kontrolle der ablaufenden Prozesse sowie der ausgereiften und effektiven Energieausbeute gilt die thermische Abfallbehandlung heute weithin als die ökonomisch und ökologisch sinnvollste Behandlung des Restmülls.


Modell MVA Ruhleben

Abb. 15 Modell MVA Ruhleben
Quelle: Eigene Photographie

Betriebsdaten MVA-Ruhleben

Rostkonstruktion:
Walzenrost
Jährliche Abfalldurchsatzleistung:
  520.000 Mg/a
Jährliche Dampferzeugung:
  1 Mio. Mg
Betriebsweise:
  durchgehender 3-Schichtbetrieb
Anzahl der Verbrennungseinheiten:
  8
Verbrennungsleistung je Einheit:
  9-13 Mg/h
Dampferzeuger Kesselkonstruktion:
  Naturumlauf Strahlungskessel
Dampfleistung je Kessel:
  20-32 Mg
Dampfzustand am Überhitzeraustritt:
  470°, 75 bar
Speisewassertemperatur:
  150° C (Kraftwerk Reuter)
Luftvorwärmung:
  2-stufig, Max. 200° C
Feuerraumtemperatur:
  > 850° C
Abgastemperatur am Kesselende:
  200-230° C
Abgasmenge je Kessel (Nm3.)
  50.000-70.000 m3/h


Abb. 16 Input - Output - Modell
Quelle: Eigene Darstellung
Input - Output - Modell

Subsystem MVA
Abb. 17 Input - Output - Modell:
Subsystem MVA

Quelle: Eigene Darstellung
Fliessschema der MVA Ruhleben
Verfahrensablauf:

Legende:

Abb. 18 (oben)
Fliessschema der MVA Ruhleben

Quelle: www.bsr.de
Anlieferung

Thermische Behandlung

Rauchgasreinigung

Schlackenaufbereitung

Umwelt- und Gefahrenschutz-

Emissionen

Reststoffe
1 Müllbunker

2 Krananlage mit Polypgreifer

3 Aufgabetrichter

4 Mülldosierung

5 Walzenroste mit Unterluftsystem

6 Naßentschlacker

7 Dampferzeugung

8 Schlackebunker

9 Überbandmagnet

10 Rauchgaskanal

11 Reaktionsstrecke

12 Rezirkulationssilo

13 Frischkalksilo

14 Wasserpumpenstation zur Rauchgaskonditionierung

15 Gewebefilter

16 Saugzug

17 Wärmetauscher

18 Dampfaufheizung

19 SCR-Reaktor

20 Ammoniakwassertank

21 Kamin



Ausschnitt aus dem Fliessschema
 
Abb. 20 (links) Ausschnitt aus dem Input - Output - Modell
Quelle: Eigene Darstellung
 
Abb. 19
Ausschnitt aus dem Fliessschema
Quelle: www.bsr.de
Anlieferung

Im Jahr werden ca. 120.000 Anlieferungen durch die BSR registriert, 60.000 Anlieferungen kommen über Fremdfirmen. Alle Fahrzeuge passieren zunächst die Eingangswaage. BSR-Mitarbeiter überwachen hier die Anlieferungen und prüfen gleichzeitig die Angaben über die Abfallarten.

Dann werden die Anlieferfahrzeuge in den Bunker , der eine Speicherkapazität von rund 20.000 m³ besitzt entladen. Drei Krane, deren Polypgreifer 3 ein Fassungsvermögen von ca. 6 m³ haben, schichten den Abfall im Abfallbunker um und transportieren ihn zu den Abfallverbrennungslinien.


Bunkertore

Abb. 24 Bunkertore


Abb. 25 Polypgreifer

Müllwagen beim ausladen Müllbunker


Abb. 26 Müllwagen beim ausladen


Abb. 27 Bunker

Thermische Behandlung

Die thermische Abfallbehandlungsanlage Ruhleben besteht aus einer Verbrennungsanlage für Siedlungsabfälle mit acht Kessellinien, einer Rauchgasreinigungsanlage je Kessellinie und einer Entstickungsanlage für die Rauchgase.

Aus den Aufnahmetrichtern gelangt der Abfall über Plattenbänder in die Feuerung. Er zündet dort und verbrennt auf den insgesamt sieben Rostwalzen. Die Primärluft wird aus dem Abfallbunker abgesaugt, so dass der Austritt von Staub verhindert wird.

Die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase verlassen die Feuerung mit einer Temperatur von mehr als 850° C. Bei dieser Temperatur werden die Schadstoffe zum größten Teil zerstört. Sollte durch eine Störung die Temperatur der Rauchgase unter 850° C sinken, so werden zwei mit leichtem Heizöl betriebene Ölbrenner zugeschaltet. Im Normalfall ist keine Zusatzfeuerung notwendig.

Im nachgeschalteten Dampferzeuger geben die heißen Rauchgase ihren Wärmeinhalt ab, wobei sie auf ca.200°C abkühlen. Der entstehende Hochdruck-Heißdampf von 470° C und 75 bar wird an das benachbarte Kraftwerk Reuter zur Stromerzeugung oder als Prozesswärme abgegeben.

Ausschnitt aus der Fließschema

Abb. 28
Ausschnitt aus der Fließschema
Quelle: BSR




Abb. 29
Ausschnitt aus dem Input-Output - Modell
Quelle: Eigene Darstellung
Ausschnitt aus dem Input-Output - Modell

Rauchgasreinigung

Dem auf 140°C abgekühlten Rauchgas wird Kalkhydrat mit einem Anteil von 4% Herdofen-Koks zugesetzt, um die Schadstoffe zu binden. Die Feststoffe werden im nachgeschalteten Gewebefilter abgeschieden. Danach werden die Rauchgase durch die "DeNOx"-Anlage geleitet, die nach dem Verfahren der selektiven katalytischen Reduktion die Stickoxide (NOx) entfernt.

In Wärmetauschern werden die Rauchgase wieder aufgeheizt und nach Zugabe von Ammoniakwasser über Katalysatoren geleitet, an denen die Reduktion der Stickoxide stattfindet. Die so gereinigten Rauchgase werden über einen 102 m hohen Schornstein in die Atmosphäre abgeleitet.

Die als Verbrennungsrückstand anfallende Schlacke, etwa 30 Gewichtsprozent der verbrannten Abfallmenge, wird aus der Feuerung ausgetragen und in einen Schlackebunker für die Weiterbehandlung zwischengelagert.

Bei der thermischen Behandlung der Abfälle in Ruhleben treten keine Geruchs- und Schallemissionen auf. Staubemissionen werden durch die Rauchgas-reinigung auf 1 Prozent begrenzt. Wie in der 17. Bundes-Imissionsschutzverordnung gefordert, wird die heiße Abluft energetisch genutzt.

Rauchgasreinigungsanlage
 
Ausschnitt aus der Input - Output - Modell

Abb. 34
Ausschnitt aus der Input - Output - Modell
Quelle: Eigene Darstellung
Rauchgasreinigungsanlage

Rauchgasreinigungsanlage

Rauchgasreinigungsanlage


Abb. 30, 31, 32, 33
Rauchgasreinigungsanlage
Quelle: Eigene Photographien

Reststoffe

Mit der Abfallverbrennung erreicht man eine schnelle und sichere Beseitigung der Abfälle durch Mineralisierung. Nur 10 Prozent des Ausgangsvolumens und etwa 30 Prozent des ursprünglichen Gewichts der Abfälle bleiben nach der Verbrennung als Schlacke und Asche übrig. Diese werden zum größten Teil einer Verwertung zugeführt, so zum Beispiel im Tiefbau.

Die verbleibenden Schadstoffe konzentrieren sich vor allem in Filterstäuben und Rehaprodukten aus der Rauchgasreinigung. Diese rund 3,5 Prozent nicht verwertbaren Anteile des Abfalls, ca. 13.000 Mg pro Jahr , werden in Untertagedeponien beseitigt.

Auswirkungen auf die Gesundheit und die ökologischen Systeme Moderne thermische Restmüllbehandlung bedeutet heute:
  • Minimierung des Landschaftsverbrauchs

  • Vernichtung der im Restmüll enthaltenen organischen Schadstoffe

  • Verwertung der anfallenden Reststoffe und der freiwerdenden Verbrennungsenergie

  • Konzentration von Schadstoffen und Entzug aus der Umwelt

Schlacke

Abb. 35 Schlacke
Quelle: Eigene Photographie

Ausschnitt aus dem Input - Output - Modell
Eisenschrott

Abb. 36 Eisenschrott
Quelle: Eigene Photographie

MVA-Ruhrleben, Kamin

Abb. 38 Ausschnitt aus dem Input - Output - Modell
Quelle: Eigene Darstellung

Abb. 37
MVA-Ruhrleben, Kamin
Quelle: Eigene Photographie


Abfallentsorgung - Inhaltsverzeichnis

1.   Begriffsdefinitionen
2.   Entwicklung der Stoffentsorgung
in Berlin
3.   Input-Output-Model -
Gesamtsystem / Berliner Standorte
4.   Stoffflussanalyse
5.   Subsystem Müllverbrennung
6.   Subsystem Deponierung
7.   Subsystem Verwertung
8.   Strategien und Bewertung
9.   Quellen