Energie - Wärme

Referenten: Khaled Damrah, Monika Krecina, Emilia Linkner, Frank Müller
9.  Die "Niedrigenergiesiedlung Diestelweg" in Niederhausen

Die Siedlung ist eine Art Modellprojekt für ökologisches Bauen, sämtliche Daten wurden erfasst und ausgewertet.

Ein zentrales Blockheizkraftwerk versorgt die 41 Wohneinheiten (durchschnittliche Wohnfläche 132m²) der Siedlung. Schon bei der Planung der Siedlung wurde auf flächensparendes Bauen und kompakte Bauweise geachtet, die Häuser wurden zu Gruppen zusammengefasst, um ein günstiges A/V-Verhältnis zu erzielen und Heiznetzlänge kurz zu halten (533m). Die Gebäude liegen an einem Südhang und haben ihre Hauptausrichtung nach Süden. Grosse transparente Flächen ermöglichen ein hohes Maß an passiver Solarenergienutzung.

Die Wärmeerzeugung und -verteilung besteht aus verschiedenen Teilsystemen. Die Heizzentrale versorgt die Gebäude über ein Niedertemperatur-Nahwärmenetz. Das Nahwärmenetz dient zur Verteilung der Wärme im Siedlungsgebiet an die einzelnen Gebäude. Die Haustechnik übernimmt dann die Verteilung der Wärme innerhalb des jeweiligen Gebäudes an die einzelnen Räume. Die Energie wird durch ein Gas-Motorheizkraftwerk erzeugt, Strom und Wärme werden gleichzeitig bereitgestellt.

Im Vergleich mit herkömmlichen Neubausiedlungen kann durch die Kombination der Niedrigenergiebauweise mit einer auf diese abgestimmten rationellen Versorgungstechnik der Primärenergieverbrauch auf weniger als 40 Prozent, die CO2-Emissionen sogar auf 20 Prozent gesenkt werden.

Die Niedrigenergiehäuser in der Siedlung "Distelweg" unterscheiden sich nicht wesentlich in der Gestaltung von einem Reihenhaus-Neubau.
Die in Niedernhausen gebauten Reihenhäuser besitzen einen lückenlosen, qualitativ hochwertigen Wärmeschutz, eine dichte Gebäudehülle, kompakte Gebäudeformen und eine kontrollierte Lüftung. Der jährliche Bedarf an Heizwärme konnte damit gegenüber den gesetzlichen Anforderungen um 50 % auf unter 70 kWh pro m² Wohnfläche reduziert werden. Nach der seit 1995 geltenden 3. Wärmeschutzverordnung sind immer noch Werte um 100 kWh/(m²a) zulässig.

Jede dieser Hauseinheiten hat eine Wohnfläche von 123 m², die auf 2 Geschossen verteilt sind. Die Südhälfte liegt ein halbes Geschoss tiefer als die Nordhälfte und ist nicht unterkellert. Anhand des Grundrisses ist die kompakte Bauweise sehr gut zu erkennen. Das A/V- Verhältnis, das als Quotient zwischen thermischer Hüllfläche und Volumen ein Maß für die Kompaktheit der Gebäudegruppe ist, erreicht einen Wert von 0,64 m-1 . Die Verglasungsflächen der Südfassade sind mit 13 m² pro Gebäude mehr als doppelt so groß wie die der Nordfassade. Somit wird für ausreichend Belichtung in den Häusern gesorgt.

Die Außenwände bestehen aus 17,5 cm Kalksandsteinmauerwerk, das von außen mit einer 12cm starken "Thermohaut" (Wärmedämmverbundsystem) gedämmt wird. Auf der Wandoberfläche werden Polystyrol- Dämmplatten verlegt und anschließend unter eines Amierungsgewebes verputzt.

Im Dachbereich ist der Sparrenzwischenraum mit 20cm Mineralfaser-Wärmedämmung verfüllt. Raumseitig verhindert eine Folie als Dampfbremse das Eindringen von Feuchtigkeit in die Konstruktion und gleichzeitig als Windschutz den unkontrollierten Luftaustausch nach außen. Als Sichtschalung dienen Gipskartonverbundplatten mit zusätzlichen 5cm Dämmung.

Die Dämmung des Fußbodens gegen Keller bzw. Erdreich wurde in einer Stärke von 12cm (incl. Trittschalldämmung) auf der Betonplatte verlegt, sie dient als Auflager für den schwimmenden Estrich.
Für die Fenster wird Wärmeschutzverglasung eingesetzt, die eine um 50 bis 60% bessere Dämmwirkung als herkömmliche Isolierverglasung besitzt. Dies wird erreicht durch eine Silberbedampfung der inneren Scheibe zur Reflektion der Wärmestrahlung sowie eine Füllung des Scheibenzwischenraumes mit dem Argon zur Unterdrückung der Konvektion. Die Scheiben unterscheiden sich optisch nicht wahrnehmbar von herkömmlicher Isolierverglasung. Der mittlere k-Wert der Hausgruppe beträgt 0,34 W/(m²K), nach Wärmeschutzverordnung zugelassen wäre in diesem Fall ein Wert von 0,71 W/(m²K).

Inhaltsverzeichnis

1.   Nahwärme in Berlin
2.   Fernwärme in Berlin
3.   Vergleich Ölheizung - Fernwärme
4.   Allgemeiner Kraftwerkszyklus
5.   Vorkette Erdgas
6.   Heizkraftwerk Mitte
7.   Blockheizkraftwerke
8.   Unterschied HKW - BHKW
9.   Die "Niedrigenergiesiedlung Diestelweg" in Niederhausen
10.   Der Weg zum CO2-emissionsfreiem Kraftwerk
11.   Quellen


Niedrigenergiesiedlung Diestelweg
Nahwärmenetz
Nahwärmenetz der Niedrigenergiesiedlung Diestelweg
Die kontrollierte Lüftung gewährleistet eine von Witterung und Bewohnerverhalten unabhängige, dauerhaft hohe Luftqualität bei Begrenzung der Wärmeverluste. Bei den hier eingesetzten einfachen Abluftanlagen entlüftet ein kleiner Ventilator kontinuierlich die Feuchträume Küche, Bad und WC. Frischluft strömt über regelbare Zuluftventile in die Wohn- und Schlafräume nach.

Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit mehreren Verbrennungsmotoren erzeugt gleichzeitig Wärme und Strom, sowie Spitzenkesseln, den Restbedarf an Wärme abdecken.
In der Bauphase wurden anfangs zwei Gasbrennwertkessel, mit einer Nennwärmeleistung von 170 kW, installiert. Später wurden die Kessel durch Klein- BHKW- Module ergänzt, mit einer elektrischen Leistung von ca. 12 kW und eine thermische Leistung von ca. 35 kW. Die Kessel dienen dann nur noch dem Spitzenlastbetrieb und als Ausfallreserve.

Das Nahwärmenetz verteilt die in der Heizzentrale erzeugte Wärme, an die einzelnen Gebäude zur Deckung des Brauchwasser- und Heizenergiebedarfs. Dieses Netz unterscheidet sich erheblich von der bei Fernwärmeversorgung üblichen Technik. Aufgrund der niedrigen Vorlauftemperatur (70°C) für Fern- bzw. Nahwärmeversorgung können flexible-, sehr kosten- und zeitsparende Wärmeleitungen verlegt werden. Aus energetischer Sicht besitzen die niedrigen Heizwassertemperaturen zusätzlich den Vorteil, dass die Wärmeverluste der Verteilleitungen und Übergabestationen gering gehalten werden.

Im Keller der Gebäuden befindet ich jeweils eine Wärme- Übergabestation, die die Schnittstelle zwischen dem Wärmenetz und der Haustechnik bildet und besitzt zusätzlich verschiedene Regelfunktionen. Für die Warmwasserbereitung sind die Wärmeübergabestationen zusätzlich mit Plattenwärmetauschern ausgestattet, die teilweise direkt als Durchlauferhitzer arbeiten, teilweise auch an einen Brauchwasserspeicher angeschlossen sind. Aufgrund des geringen Heizwärmebedarfs der Niedrigenergiehäuser und der damit gestiegenen Bedeutung der Warmwasserbereitung ergibt sich über das Jahr ein relativ hoher Grundlastanteil - gute Bedingungen für Kraft-Wärme-Kopplung. Die beiden Heizkraftanlagen erzeugten ca. 77 MWh Strom, wodurch in Kondensationskraftwerken ca. 230 MWh Brennstoff eingespart werden konnte.

 
Anzahl der Wohneinheiten 41 WE
Durchschnittliche Wohnfläche 132 m2
Maximale Heizlast pro m2 Wohnfläche 55 W/m2
Maximale Heizfläche pro Gebäude 7,3 kW
Thermischer Anschlusswert Siedlung 340 kW
Jahreswärmebedarf pro m2 Wohnfläche 70 kWh/(m2/a)
Jahreswärmebedarf pro Gebäude
incl. Warmwasser
11.452 kWh/a
Jahreswärmebedarf Siedlung 470 MWh/a
 

Die Siedlung besteht aus 12 Hausgruppen, so wird ein günstiges A/V Verhältnis erreicht und die Leitungswege des Wärmenetzes sind kurz.
Die Gebäude sind an einem Südhang ausgerichtet und die großen Verglasung an der Südseite erlauben gute solare Gewinne, dagegen wirken die Nordfassaden geschlossen.

Die Siedlung in Niedernhausen entstand Mitte der neunziger Jahre als Modellprojekt für die Niedrigenergiebauweise und die Betreibung einer Siedlung mit einem Blockheizkraftwerk. Werden Niedrigenergiehäuser in zusammenhängenden Baugebieten realisiert, kann die Wärme zentral in Kraft-Wärmekopplung erzeugt werden.
Überblick über die technischen Daten


Siedlung

- Anzahl der Wohneinheiten 41
- Durchschnittliche Wohnfläche 132m²
- Spezifische maximale Heizlast 55W/m²
- Maximale Heizlast pro Gebäude 7,3 kW
- Thermischer Anschlußwert Siedlung 340 kW


Gebäude

- mittlerer k-Wert: 0,34W/(m²K)
- maximal zulässig nach WSchVO 82: 0,71W/(m²K)
- Dämmung:
Außenwand:  12 bis 15cm EPS-Thermohaut
Dach: 20 bis 25cm
MF-Dämmung
zwischen Sparren
Fenster: Wärmeschutz-Isolierver-glasung (k=1,5W/(m²K))


Wärmeversorgung/Haustechnik

- Wärmeerzeugung
2 Brennwertkessel
à 170kW Nennwärmeleistung
2- 3 BHKW-Module à 5,5 kW/15kW

- Wärmeleistung
flexible Wärmeleitung mit Kunststoffmediumrohr, Nennweite DN 20 bis DN 40, Terassenlänge ca. 500m, verlegt größtenteils in Einschleiftechnik
Temperaturspreizung: 70/40°C

- Haustechnik
Wärmeübergabestationen mit Direktspeisung ins Hausnetz und Wärmetauscher für Brauchwasser

Wärmeabgabe über konventionelle Radiatoren- Heizkörper

- Warmwasserbereitung
Verwendung des Wärmetauschers
- als Durchlauferhitzer bei 18 Objekten
- zum Heizen eines Brauchwasser-Speichers bei 23 Objekten

- Kontrollierte Lüftung
mechanische, kontinuierliche Entlüftung für Küche, Bad und WC; Frischluft durch Zuluft ventil in den Wohnräumen, Zu- und Abluft
feuchtegeregelt, max. elektrische Leistungsaufnahme des Ventilators: 40W

Grundriss EG und Schnitt
Grundriss EG und Schnitt einer Hausgruppe

Es sollte gezeigt werden, dass die Mehrinvestitionen, die durch energiesparende Bauweise entstehen, gezielte Energieeinsparungen mit sich bringen und so wiederum Kosten sparen helfen. Alle Häuser wurden in Niedrigenergiebauweise errichtet, der Heizwärmebedarf liegt bei höchstens 70 kWh/(m²a) und damit um 60% niedriger als bei konventioneller Neubauten dieser Zeit.

Heutzutage ist bei vielen Bauprojekten schon der Passivhausstandard üblich mit einem Energiekennwert unter 10 kWh/(m²a). Niedrigenergiebauweise (kompakte Gebäudeform) ist spätestens seit der Energiesparverordnung 2004 gängige Praxis.

Schwieriger zu beurteilen ist Frage nach dem Einsatz von Blockheizkraftwerken. In Niedernhausen scheint das Nahwärmekonzept ökologisch und ökonomisch gut zu funktionieren. Die kompakte Siedlungsform, führt zu kurzen Leitungswegen für die Wärmeversorgung und somit zu geringen Transportverlusten. Dies wiederum führt neben den effizient arbeitenden Brennwertkesseln zu Brennstoffeinsparungen und gleichzeitig zu verminderten CO2-Emissionen.

Dämmung
25 cm Dämmung zwischen den Dachsparen
Ansichten
Zur besseren Bewertung des Nahwärmekonzeptes in dieser Siedlung haben wir in einer Tabelle verschiedene andere Siedlungen und die spezifischen Einflussparameter auf das Nahwärmenetz zusammengestellt.

In der Tabelle sind die Siedlungsformen nach ihrer Bauweise strukturiert, nach Reihenhäusern, grossen Mehrfamilienhäusern und Einfamilienhäusern. Es zeigt sich, dass neben der Siedlungsfläche und der Netzlänge vor allem die Siedlungsform starken Einfluss auf die Netzverluste hat. Kompakte Siedlungen mit einer hohen Gebäudedichte führen zu möglichst geringen Netzverlusten. Dagegen haben freistehende Einfamilienhaussiedlungen die höchsten Netzverluste.

Diese Beispiele zeigen, das die Frage nach dem Einsatz eines Blockheizkraftwerks nicht pauschal beantwortet werden kann. Schon in einem frühen Planungsstadium sollte man sich darüber Gedanken machen, ob man für die Wärmeversorgung ein Blockheizkraftwerk in Betracht zieht, dann daraus ergeben sich wie gesehen Anforderungen an die Planung der Siedlung.

Bei anderen Bauaufgaben scheint es von Anfang an sinnvoll ein BHKW in betracht zu ziehen. Als Beispiel dafür kann man grössere zusammenhängende Komplexe heranziehen: in den Schönhauser-Allee-Arcaden gibt es ein BHKW mit Brennwerttechnik. Gleichzeitiger Bedarf an Wärme und Strom in räumlicher Nähe sind vorhanden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit der Stromeinspeisung in das öffentliche Versorgungsnetz. Durch den infolge der Liberalisierung des Strommarktes verursachten Preiswettbewerb kam es vor wenigen Jahren zu erheblichen Einbußen beim Erlös für KWK-Anlagen, so dass besonders in der industriellen Anwendung Stagnation eingetreten ist.

Jedoch sind wir der Meinung dass sich mit steigenden Rohstoffpreisen auch der Strom erheblich verteuern wird und die Einspeisung und Eigenerzeugung von Strom wieder wirtschaftlich attraktiv wird.


 


10.  Der Weg zum CO2-emissionsfreiem Kraftwerk
Dezentrale Wärmeerzeugungsanlagen haben also gegenüber der Fernwärmeversorgung in vielen Fällen wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Jedoch wird die Energieversorgung über Betreibergesellschaften wie die Bewag weiterhin den grössten Baustein zur Strom- und Wärmeversorgung darstellen. Deshalb führt jede Verbesserung in der Kraftwerkstechnologie durch die eine Steigerung des Wirkungsgrades oder eine Verringerung des CO2-Ausstoßes erreicht wird, zu enormen Einsparpotentialen von Ressourcen und zu einer Verringerung von Treibhausgasen.

Deutsche Kraftwerke erreichen im Schnitt derzeit einen Wirkungsgrad von etwa 38 Prozent. Im letzten Jahrzehnt in Betrieb gegangene neue Kohlekraftwerke liegen bereits zwischen 40 und 45 Prozent. Es werden bereits Konzepte und Materialien entwickelt, die nach 2010 zum Einsatz kommen werden: Kohlekraftwerke sollen einen Wirkungsgrad von 50 bis 55 Prozent erreichen und erdgasbetriebene GuD-Kraftwerke etwa 65 Prozent. Erdgaskraftwerke haben in den letzten Jahren mit 58 Prozent Wirkungsgrad einen hohen technischen Standard erreicht. Die Forschung hat das Ziel, Kohlekraftwerke mit einer vergleichbaren Effizienz wie Erdgaskraftwerke zu entwickeln.

Die Anzahl der gasbetriebenen Kraftwerke hat in den letzten Jahren zugenommen, der Betrieb von kohlebetriebenen Kraftwerken ging leicht zurück. Einige Experten erwarten in den nächsten Jahren eine Umkehr dieses Trends. Dies ist vor allem mit der Verfügbarkeit der Brennstoffe begründet. Der durchschnittliche Transportweg für Erdgas beträgt zur Zeit schon etwa 3.700 km und wird sich in den nächsten Jahren noch erweitern, da das Gas aus immer weiter entfernten Regionen herantransportiert werden muss. Die künftige Verknappung des Rohstoffes Erdgas in unserer Nähe und die damit verbundenen weiten Transportwege führen zwangsläufig zu einer Verteuerung des Erdgases. Es wird davon ausgegangen, dass sich Erdgas in den nächsten 20 Jahren um 15 Prozent verteuert, während der Kohlepreis im selben Zeitraum ebenfalls um 15 Prozent sinken könnte. Deshalb beschäftigt sich die Forschung auch mit der besseren Rohstoffausnutzung und CO2-Verminderung bei Kohlekraftwerken.

Die Kraftwerke in Deutschland haben in den letzten 20 Jahren durch technische Maßnahmen (z.B. Entschwefelung und Erstickung der Rauchgase) und durch Inbetriebnahme effizienter Neuanlagen ihre Umweltbilanz verbessert. Im Vergleich zu 1990 (1990 = 100%) emittierten die Kraftwerke in Deutschland im Jahr 2001 nur noch ca. 67 Prozent des Kohlenmonoxids, 47 Prozent der Stickoxide und 12 Prozent des Schwefeldioxids. Die Kohlendioxidemissionen gingen im selben Zeitraum um 16 Prozent zurück.

Die vermehrte Errichtung neuer Kraftwerke wird in Deutschland und Europa ab dem Jahr 2010 zu erwarten sein, da Anlagen aus den 60er und 70er Jahren altersbedingt ersetzt werden müssen.

Der Einsatz regenerativer Energien wie Wind, Biomasse, Geothermie und Solarenergie wird durch staatliche Programme und Gesetze gefördert. Jedoch ist es in Deutschland wohl nicht möglich die gesamte Energieversorgung auf regenerative Energien umzustellen, es wird ein wirtschaftlich und umweltverträglicher Energieträgermix angestrebt. Also ist es zwingend notwendig neue Technologien für fossil befeuerte Kraftwerke zu entwickeln, die mit den umweltpolitischen Zielen vereinbar sind und eine wirtschaftliche Energieerzeugung auch weiterhin zu ermöglichen. Aus den energiewirtschaftlichen und umweltpolitischen Rahmenbedingungen gibt es eine Reihe von Anforderungen an zukünftige Kraftwerkstechnik. Zur Verringerung des CO2-Ausstosses und zur Ressourcenschonung sind Steigerungen des Anlagen-wirkungsgrades unbedingt nötig. Hierzu sind Weiterentwicklungen der Prozessführungen im Kraftwerk und eine Verbesserung von Kraftwerkskomponenten voranzutreiben. Es wird davon ausgegangen, dass durch diese Maßnahmen eine Anhebung des Wirkungsgrades auf 50 Prozent für Kohlekraftwerke und 60 Prozent für GuDAnlagen erreicht werden kann. Dadurch ließen sich im Vergleich zur heute in Deutschland installierten Technik etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen einsparen.

Höhere CO2-Minderungsziele lassen sich durch Steigerung des Wirkungsgrades nicht erreichen, hierzu muss über andere Möglichkeiten nachgedacht werden. Es sind Verfahren angedacht, bei denen das erzeugte CO2 möglichst vollständig abgeschieden werden kann. Damit verbunden ist die Frage nach der Verwertung und Speicherung des abgeschiedenen CO2 und der dadurch verursachten Kosten.

Gaswäschen zur CO2-Abscheidung sind im Prinzip bekannt und erprobt, Nachteil der Gaswäschen ist eine erhebliche Senkung des Kraftwerkswirkungsgrades. Je nach Abscheideverfahren und Kraftwerkskonzept ergeben sich Wirkungsgradeinbußen von 6 bis 14 Prozent. Dies erfordert bei gleicher Nennleistung einen Mehrbedarf von Brennstoff von 10 bis 35 Prozent und erhebliche zusätzliche Investitionen (30 bis 150 Prozent). Zur Zeit werden verschiedene CO2-Abscheideverfahren erforscht. Man schätzt, dass der kommerzielle Einsatz etwa 2020 möglich sein wird, bis dahin versucht man die Investitionskosten und Wirkungsgradverschlechterungen zu senken. Mit dieser Technologie geht man von CO2-Abscheideraten von >90 Prozent aus.

Das CO2 wird nach der Abscheidung zum Zweck des Transports und der Speicherung auf 110 bar komprimiert und verflüssigt. Die derzeitigen CO2-Verwertungsmöglichkeiten können lediglich 0,1% des freigesetzten CO2 binden. Weitergehende Möglichkeiten können sich zukünftig durch den Einsatz von CO2 als chemischer Grundstoff ergeben. Geht man von heute bestehender Technologie aus, liegt der verwertbare Anteil zur Herstellung von chemischen Produkten lediglich bei einem Prozent der Gesamtemissionen. Schätzungen gehen davon aus, dass bei Einsatz der Technik in etwa 20 Jahren fünf Prozent des anfallenden CO2 verwertet werden könnten. Langfristiges Potential zur CO2-Verwertung liegt in der Herstellung von Brennstoffen. Diese Vision wird als Wasserstoffszenario bezeichnet: Dazu Bedarf es der kostengünstigen Bereitstellung von Wasserstoff; auf dieser Grundlage lässt sich dann z.B. Methanol erzeugen. Methanol dient dann zum gefahrenarmen Transport und Lagerung als Wasserstoffträger. Zur Nutzung des CO2 Bedarf es noch grossen technischen und wissenschaftlichen Aufwand. Darum ist die CO2-Speicherung ein unerlässlicher Bestandteil der Entwicklung CO2-freier Kraftwerke. Möglichkeiten zur CO2-Speicherung in Deutschland gibt es in erschöpften Gasfeldern sowie in wirtschaftlich nicht abbaubaren Kohleflözen. Die Kosten für Transport und Speicherung werden in Deutschland auf etwa 10 - 24 €/t Kohlendioxid geschätzt. Für andere Regionen kommt die Reinjektion des CO2 in Ölfelder in Frage. Auch auf diesem Gebiet besteht noch wesentlicher Forschungsbedarf bezüglich der Fragen der Langzeitsicherheit und der großtechnischen Realisierbarkeit.

 
Wärme - Inhaltsverzeichnis
1.   Nahwärme in Berlin
2.   Fernwärme in Berlin
3.   Vergleich Ölheizung - Fernwärme
4.   Allgemeiner Kraftwerkszyklus
5.   Vorkette Erdgas
6.   Heizkraftwerk Mitte
7.   Blockheizkraftwerke
8.   Unterschied HKW - BHKW
9.   Die "Niedrigenergiesiedlung Diestelweg" in Niederhausen
10.   Der Weg zum CO2-emissionsfreiem Kraftwerk
11.   Quellen