Energie - Wärme Referenten: Khaled Damrah, Monika Krecina, Emilia Linkner, Frank Müller |
9. Die "Niedrigenergiesiedlung Diestelweg" in Niederhausen Die Siedlung ist eine Art Modellprojekt für ökologisches Bauen, sämtliche Daten wurden erfasst und ausgewertet. |
Inhaltsverzeichnis |
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Die kontrollierte Lüftung gewährleistet eine von Witterung und Bewohnerverhalten unabhängige, dauerhaft hohe Luftqualität bei Begrenzung der Wärmeverluste. Bei den hier eingesetzten einfachen Abluftanlagen entlüftet ein kleiner Ventilator kontinuierlich die Feuchträume Küche, Bad und WC. Frischluft strömt über regelbare Zuluftventile in die Wohn- und Schlafräume nach. Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit mehreren Verbrennungsmotoren erzeugt gleichzeitig Wärme und Strom, sowie Spitzenkesseln, den Restbedarf an Wärme abdecken. In der Bauphase wurden anfangs zwei Gasbrennwertkessel, mit einer Nennwärmeleistung von 170 kW, installiert. Später wurden die Kessel durch Klein- BHKW- Module ergänzt, mit einer elektrischen Leistung von ca. 12 kW und eine thermische Leistung von ca. 35 kW. Die Kessel dienen dann nur noch dem Spitzenlastbetrieb und als Ausfallreserve. Das Nahwärmenetz verteilt die in der Heizzentrale erzeugte Wärme, an die einzelnen Gebäude zur Deckung des Brauchwasser- und Heizenergiebedarfs. Dieses Netz unterscheidet sich erheblich von der bei Fernwärmeversorgung üblichen Technik. Aufgrund der niedrigen Vorlauftemperatur (70°C) für Fern- bzw. Nahwärmeversorgung können flexible-, sehr kosten- und zeitsparende Wärmeleitungen verlegt werden. Aus energetischer Sicht besitzen die niedrigen Heizwassertemperaturen zusätzlich den Vorteil, dass die Wärmeverluste der Verteilleitungen und Übergabestationen gering gehalten werden. Im Keller der Gebäuden befindet ich jeweils eine Wärme- Übergabestation, die die Schnittstelle zwischen dem Wärmenetz und der Haustechnik bildet und besitzt zusätzlich verschiedene Regelfunktionen. Für die Warmwasserbereitung sind die Wärmeübergabestationen zusätzlich mit Plattenwärmetauschern ausgestattet, die teilweise direkt als Durchlauferhitzer arbeiten, teilweise auch an einen Brauchwasserspeicher angeschlossen sind. Aufgrund des geringen Heizwärmebedarfs der Niedrigenergiehäuser und der damit gestiegenen Bedeutung der Warmwasserbereitung ergibt sich über das Jahr ein relativ hoher Grundlastanteil - gute Bedingungen für Kraft-Wärme-Kopplung. Die beiden Heizkraftanlagen erzeugten ca. 77 MWh Strom, wodurch in Kondensationskraftwerken ca. 230 MWh Brennstoff eingespart werden konnte. |
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Die Siedlung besteht aus 12 Hausgruppen, so wird ein günstiges A/V Verhältnis erreicht und die Leitungswege des Wärmenetzes sind kurz. Die Gebäude sind an einem Südhang ausgerichtet und die großen Verglasung an der Südseite erlauben gute solare Gewinne, dagegen wirken die Nordfassaden geschlossen. Die Siedlung in Niedernhausen entstand Mitte der neunziger Jahre als Modellprojekt für die Niedrigenergiebauweise und die Betreibung einer Siedlung mit einem Blockheizkraftwerk. Werden Niedrigenergiehäuser in zusammenhängenden Baugebieten realisiert, kann die Wärme zentral in Kraft-Wärmekopplung erzeugt werden. |
Überblick über die technischen Daten Siedlung
Gebäude
Wärmeversorgung/Haustechnik
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Grundriss EG und Schnitt einer Hausgruppe |
Es sollte gezeigt werden, dass die Mehrinvestitionen, die durch energiesparende Bauweise entstehen, gezielte Energieeinsparungen mit sich bringen und so wiederum Kosten sparen helfen. Alle Häuser wurden in Niedrigenergiebauweise errichtet, der Heizwärmebedarf liegt bei höchstens 70 kWh/(m²a) und damit um 60% niedriger als bei konventioneller Neubauten dieser Zeit. Heutzutage ist bei vielen Bauprojekten schon der Passivhausstandard üblich mit einem Energiekennwert unter 10 kWh/(m²a). Niedrigenergiebauweise (kompakte Gebäudeform) ist spätestens seit der Energiesparverordnung 2004 gängige Praxis. Schwieriger zu beurteilen ist Frage nach dem Einsatz von Blockheizkraftwerken. In Niedernhausen scheint das Nahwärmekonzept ökologisch und ökonomisch gut zu funktionieren. Die kompakte Siedlungsform, führt zu kurzen Leitungswegen für die Wärmeversorgung und somit zu geringen Transportverlusten. Dies wiederum führt neben den effizient arbeitenden Brennwertkesseln zu Brennstoffeinsparungen und gleichzeitig zu verminderten CO2-Emissionen. |
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Zur besseren Bewertung des Nahwärmekonzeptes in dieser Siedlung haben wir in einer Tabelle verschiedene andere Siedlungen und die spezifischen Einflussparameter auf das Nahwärmenetz zusammengestellt. In der Tabelle sind die Siedlungsformen nach ihrer Bauweise strukturiert, nach Reihenhäusern, grossen Mehrfamilienhäusern und Einfamilienhäusern. Es zeigt sich, dass neben der Siedlungsfläche und der Netzlänge vor allem die Siedlungsform starken Einfluss auf die Netzverluste hat. Kompakte Siedlungen mit einer hohen Gebäudedichte führen zu möglichst geringen Netzverlusten. Dagegen haben freistehende Einfamilienhaussiedlungen die höchsten Netzverluste. Diese Beispiele zeigen, das die Frage nach dem Einsatz eines Blockheizkraftwerks nicht pauschal beantwortet werden kann. Schon in einem frühen Planungsstadium sollte man sich darüber Gedanken machen, ob man für die Wärmeversorgung ein Blockheizkraftwerk in Betracht zieht, dann daraus ergeben sich wie gesehen Anforderungen an die Planung der Siedlung. Bei anderen Bauaufgaben scheint es von Anfang an sinnvoll ein BHKW in betracht zu ziehen. Als Beispiel dafür kann man grössere zusammenhängende Komplexe heranziehen: in den Schönhauser-Allee-Arcaden gibt es ein BHKW mit Brennwerttechnik. Gleichzeitiger Bedarf an Wärme und Strom in räumlicher Nähe sind vorhanden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit der Stromeinspeisung in das öffentliche Versorgungsnetz. Durch den infolge der Liberalisierung des Strommarktes verursachten Preiswettbewerb kam es vor wenigen Jahren zu erheblichen Einbußen beim Erlös für KWK-Anlagen, so dass besonders in der industriellen Anwendung Stagnation eingetreten ist. Jedoch sind wir der Meinung dass sich mit steigenden Rohstoffpreisen auch der Strom erheblich verteuern wird und die Einspeisung und Eigenerzeugung von Strom wieder wirtschaftlich attraktiv wird. |
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