Trinkwasser

Referenten: Matthias Feulner, Daniel Krüger, Jan Müller, Elena Stoycheva, Sibel Yilmaz
 

6. Systembereich - Verteilung

Systembereich Verteilung

Inhaltsverzeichnis

1.   Systemübersicht - Trinkwasser
2.   Systembereich - Gewinnung
3.   Systembereich - Schutz
4.   Systembereich - Ausgleich
5.   Systembereich - Aufbereitung
6.   Systembereich - Verteilung
7.   Fazit
8.   Quellen
Abb. 43
Systembereich Verteilung

Quelle: eigene Darstellung


6.1 Aufbau des Rohrnetzes

Aufbau des Rohrnetzes
Abb. 44
Aufbau des Rohrnetzes

Quelle: eigene Darstellung

Rohre
Das Rohrnetz besteht aus Rohren mit unterschiedlichen Durchmessern,
die aus der durchfließenden Wassermenge ergeben.

- Hauptleitungen 300 - 1.400 mm
- Versorgungsleitungen 50 - 300mm
- Hausanschlussleitungen >50mm

Die Entwicklung des Berliner Rohrnetzes

Das Wasser wird entweder direkt vom Wasserwerk ins Rohrnetz gepumpt oder über separate Leitungen zum Zwischenpumpwerk.


Zwischenpumpwerk
Auf Grund des Hoch- und Tiefstadtsystems ist es notwendig das Wasser an verschiedenen Stellen ins Rohrnetz einzuleiten um mit dem Gefälle das Wasser zu verteilen.
Die Haupt- und Versorgungsleitungen sind paarweise parallel verlegt. Die Versorgungsleitungen sind zum Beispiel auf jeder Straßenseite unter dem Bürgersteig verlegt, um bei eventuellen Rohrbrüchen immer noch in der Lage zu sein jeden Hausanschluss zu versorgen.


Schieber
Mit Hilfe von ungefähr 90.000 Schiebern ist es möglich, das Wasser gezielt und kontrolliert durch das Rohrnetz fließen zu lassen. So wird zum Beispiel im Falle eines Rohrbruchs der entsprechende Abschnitt abgeschottet und das Wasser um den defekten Bereich herumgeleitet.


Abb. 45
Die Entwicklung des Berliner Rohrnetzes zwischen 1949 und 1991

Datenquelle: Wasser für Berlin,
Hildemar Bärthel
 

Da im Rohrnetz ein Druck zwischen 4,5 und 5,5 bar herrscht ist es nötig bestimmte Bereiche mit erhöhter Wasserentnahme abzuschotten.


Druckerhöhungsstationen
Sie versorgen diese abgeschotteten Bereiche und gleichen das Druckgefälle aus.
Ein einzelnes Hochhaus kann so eine Druckerhöhungsstation haben oder aber auch eine ganze Siedlung. Siehe Karte S. nordöstlicher Teil von Berlin.


Wasserzähler
Die Grenze des Zuständigkeitsbereiches der BWB, bzw. die Schnittstelle zwischen Versorgungs- und Konsumebene wird von den Wasserzählern markiert, d.h. das Wasser hat bis hierhin die versprochene Qualität, jegliche Einbußen wie zum Beispiel eine rötliche Verfärbung des Wassers durch Rost können nur von den Hausleitungen stammen. Alle Wasserzähler sind Eigentum der BWB.
Um zu überprüfen ob es irgendein Leck im Haus gibt muss man nur alle Wasserhähne im Haus schließen und schauen, ob der Wasserzähler weiter zählt oder, was er dann eigentlich tun sollte, still stehen.

Abb. 46
Hausanschluss

Quelle: http://www.bwb.de
Hausanschluss


6.2 Durchflussmengenwerte für 2003

Durchflussmengenwerte für 2003
Abb. 47
Durchflussmengenwerte für 2003

Quelle: eigene Darstellung
Datenquelle: Berliner Wasserbetriebe


6.3 Aufbau der Rohre

Abb. 48
Rohraufbau

Quelle: Berliner Wasserbetriebe

Rohraufbau
Die Grafik zeigt den aktuellen Standart der Versorgungsleitungen. Die Rohre sind im Durchschnitt 50 Jahre alt. Die ältesten Rohre sind bis zu 130 Jahre alt und gusseisern. Nach und nach werden aber diese Rohre ausgetauscht oder durch nachträgliches Auskleiden mit Zementmörtel dem Standart angepasst.


6.4 Rohrnetzbetriebsstellen

Das Rohrnetz ist das Bindeglied zwischen der Trinkwassergewinnung und Aufbereitung im Wasserwerk auf der einen Seite und dem Verbraucher auf der anderen Seite. Es bedarf der ständigen Wartung und Pflege, damit der Verbraucher die 100% Sicherheit hat, dass das Trinkwasser die versprochen Qualität hat. Man kann das Rohrnetz als gewachsenen Organismus verstehen (siehe Alter der Rohre), der sein eigenes Immunsystem hat, in diesem Fall koordiniert von den Rohrnetzbetriebsstellen, denen je ein Wasserbezirk zugeordnet ist.

 
Rohrnetzbetriebsstellen
Abb. 49
Rohrnetzbetriebsstellen

Quelle: eigene Darstellung
Datenquelle: Berliner Wasserbetriebe

In Berlin gibt es die folgenden fünf Wasserbezirke:
1 Jungfernheide, 2 Lichterfelde, 3 Mitte, 4 Wulheide, 5 Pankow

Zu den Aufgaben gehören:
  • Systematische Lecksuche: Alle vier Jahre werden die Hauptleitungen nach Lecks abgesucht.
  • Verbesserung der Durchflussleistung: Pro Jahr werden 10km Rohrleitung gereinigt und mit Zementmörtel ausgekleidet

  • Erneuerung und Ausbesserung der vorhandenen Rohre: Pro Jahr 28.000 Straßenaufgrabungen nötig

  • Schadensprävention an Armaturen: Pro Jahr werden 70.000 Armaturen im Rohrnetz auf Zugänglichkeit und Funktionsfähigkeit geprüft und zahlreiche davon erneuert

  • Exakte Messungen: Alle 5 Jahre wird ein Wasserzähler geprüft und geeicht.

Pro Jahr werden 50.000 Wasserzähler ausgewechselt.
Die Rohrnetzbetriebstellen werden durch die Labore unterstützt, die die entsprechenden Messungen in den Rohren vornehmen und auswerten.

Bei dem Immensen Arbeitsaufwand, hinter dem eine entsprechende Infrastruktur mit den damit verbundenen Arbeitskräften steht, ist es schnell verständlich, das die Verteilung des Trinkwasser einen so großen Teil der Gesamtkosten bei den Berliner Wasserbetrieben ausmacht, ungefähr 3/4.
Rohrnetzbetriebsstellen

Abb. 50
Rohrnetzbetriebsstellen

Datenquelle: http://www.bwb.de


6.5 Rohrbruch

Trotz aufwendiger Wartung und Plege kommt es rund 1.500 mal im Jahr zu einem Rohrbruch, der meistens zuerst von der Elekronik im Wasserwerk am Druckabfall bemerkt wird. Oft kommt aber auch die Meldung über Telefon von Kunden, Feuerwehr oder Polizei.

Für solche Fälle hat die BWB einen Entstörungsdienst eingesetzt, der vor Ort recherchiert was zu tun ist. Er lokalisiert die Schadensstelle und schließt, wie schon erwähnt, alle Schieber rundherum und führt kleinere Reparaturen sofort durch oder stellt gegebenenfalls auch die Notversorgung her. alle weiteren Reparaturen führt dann die Rohrnetzbetriebsstelle aus, bzw. leitet sie in die Wege. Ist das Rohr repariert, wird es solange gespült, bzw. gereinigt, bis die von den Laboren genommenen Proben die gewünschten Werte aufweisen. Erst dann wird das Rohr wieder an den Netzbetrieb aufgenommen.


6.6 Auswechseln von Rohren
Reparaturen am Rohrnetz sind meistens mit einem hohen Aufwand vebunden, wobei die Auswechselung des Rohres an sich garnicht so ausschlaggebend ist.
Die Aufbrüche, Absperrungen und Umleitungen, sowie die Transporte und die Bauzeiten sind die aussachlaggebenden Faktoren. Um den Kostenaufwand zu minimieren, arbeiten die BWB seit 20 Jahren an einer Reihe von Micotunneling-Verfahren
Der Gedanke dahinter ist, nicht eine große Baugrube auszuheben und das gesamte Rohr auf einmal auszuwechseln, sondern vielmehr ungefähr alle 20 m, nämlich dort, wo die Hausanschlüsse liegen, Zwischenbaugruben einzurichten.
In diese Zwischenbaugrube setzt man dann eine Maschine, die mit Hilfe der neuen Rohrteile die alten herausdrückt und so die neuen gleich an der richtigen Stelle platziert. Die Entwicklung der Maschine, der An- und Abtransport und Betrieb müssen sehr rentieren, die Bauweise ist laut BWB-Geschäftsbericht 2003 sogar schon zum Patent angemeldet worden und die Lizenzen an andere Städte verkauft worden. Auf unsere Anfrage nach genaueren Werten oder Einschätzungen bekamen wir als Vergleich für ein Kosten bestimmenden Elements nur die durchschnittlichen Kosten für einen Quadratmeter Asphalt-Oberflächenbefestigung genannt, für den 250-300€ veranschlagt werden.

Abb. 52
Auswechseln von Rohren

Quelle: Berliner Wasserbetriebe
Auswechseln von Rohren


7. Fazit

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es keine Wasserknappheit. Es regnet oft und durch den Einsatz moderner Technik in Hausalten und Industrie wurde der Wasserverbrauch in den letzten Jahren drastisch reduziert. Durch den Wegfall von Industrie in Ost Berlin und die Neustrukturierung der Landwirtschaft werden riesige Mengen Wasser "gespart".

Diese Entwicklung führt in Gebieten mit ohnehin hohem Grundwasserspiegel wie Berlin dazu dass Keller vernässen oder sogar voller Wasser laufen.
Das Wasserwerk Wuhlheide pumpt daher mehr Wasser aus der Erde als es ökonomisch sinnvoll währe um die Siedlungen um diesen Bereich zu schützen.
Ein weiteres Problem des verringerten Wasserverbrauchs stellt die verringerte Strömungsgeschwindigkeit in den Versorgungsleitungen dar. Auf Grund dieser steigen die Korrosionsraten im Rohrnetz und es kann leichter zur Bildung von Keimen kommen.

Das in Berlin sowie in den meisten Städten Deutschlands existierende oben ausführlich beschriebene System der Wasserbereitstellung und das daran anschließende System der Abwasserbeseitigung bilden zusammen mit dem Grundwasser einen großen Kreislauf. Der Rohstoff Wasser ist für uns anders als Öl oder Kohle theoretisch unendlich verfügbar. Im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit ist es daher wenig sinnvoll Regenwasseranlagen oder Grauwassersysteme in Häusern und Nachbarschaften zu bauen oder zu subventionieren. Bereits die Herstellung eines Speichertanks verbraucht hunderte Kilowattstunden Energie und Rohstoffe die nur endlich verfügbar sind.

Auf der anderen Seite haben die Rohrnetze der Wasserbetreiber eine Lebensdauer im Durchschnitt von mehr als 50 Jahren, so dass hier nur schwer auf sinkende Absatzkosten reagiert werden kann. Da das Rohrnetz und die Erhaltung der Anlagen also der Fixkostenanteil bei der Wasser Bereitstellung weit teurer sind als die tatsächliche Aufbereitung führt ein verringerter Wasserverbrauch letztendlich zu steigenden Kubikmeter Preisen und dies wieder zu vermehrtem Wassersparen.
Interessant wäre eine zusätzliche Untersuchung, wie flexibel ein Rohrnetz ist, bzw. sein könnte, um auf einen schwankenden Wasserdurchfluss reagieren zu können.

Um die ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit des Wassersystems zu erhalten könnte man den Verbrauchern zu einem bestimmten gestaffelten Grundpreis beliebig viel Wasser anbieten. Dies würde auch eine gerechtere Behandlung Aller zur Folge haben da momentan Leute die wenig Wasser verwenden und daher wenig zahlen kaum etwas zur Erhaltung des sehr kostenintensiven Rohrnetzes beisteuern.

Die beschriebene Trinkwassergewinnung und parallel geführte Grundwasseranreicherung sind ein aktiver Eingriff ins bestehende Ökosystem, der eine Beschleunigung des Grundwasserkreislaufes zur folge hat. In Zusammenhang mit dem von dem BWB als unnötig bezeichnete Wassersparen bleibt die Frage, in wiefern eine zunehmende Beschleunigung des Grundwasserhaushaltes noch nicht abzusehende Folgen haben könnte. Diese Frage ist vor allem Interessant, wenn man sich die Privatisierung der Wasserbetriebe vor Augen führt und die mögliche Konsequenzen auf das Ökosystem.


Trinkwasser - Inhaltsverzeichnis

1.   Systemübersicht - Trinkwasser
2.   Systembereich - Gewinnung
3.   Systembereich - Schutz
4.   Systembereich - Ausgleich
5.   Systembereich - Aufbereitung
6.   Systembereich - Verteilung
7.   Fazit
8.   Quellen
 

8. Quellen

BWB-Geschäftsberichte 2002 +2003

Berliner Wasser Betriebe (BWB): Wasser für Berlin,

klares Wasser - klare Information, 2004

Berliner Wasserqualität, BWB

Grundwasseranreicherung,BWB

BWB, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Hr. Krüger

Bärthel, Hildemar: Wasser für Berlin, Berlin, 1997

www.bwb.de