Grenzen des Wachstums Referenten: Anne Hartzsch, Anne Schäfer |
8. Kritik an den Weltmodellen
Die Kritiker sind leiser geworden. Die Wissenschaftler sind sich aber darüber einig, dass Meadows viele Faktoren außer Acht gelassen hatte. Etwa den Preismechanismus, der Unternehmen und Privatleute bei knapper werdenden Ressourcen veranlasst, nach Alternativen zu fahnden. Oder die Bürgerbewegung, die zu einer Lobby für umweltschonendes Wirtschaften geworden ist. Die Fortschreibung von vorhandenen Entwicklungstendenzen in die Zukunft ist für viele Kritiker keine Methode, um Zukunftsszenarien zu erstellen. Doch wie sonst kann eine solche Problematik untersucht werden? Natürlich war das Weltmodell was die Datengrundlage betraf unvollständig, stark vereinfacht und verbesserungsfähig, jedoch sah der Zukunftsforscher Meadows selbst sein Modell nie als perfekt an, sondern lediglich als Chance zur Veränderung. Auch die Weiterentwicklung von Technologien und effizienterer Ressourcennutzung konnte im Vorfeld kaum abgeschätzt werden. Auf der anderen Seite könnte World3 als eher zu optimistisch angesehen werden. So sind Kriege, welche Menschen töten, Kapital zerstören, Land verschwenden und Umweltverschmutzung hervorrufen; Korruption, Naturkatastrophen, Atomunfälle, Epidemien u.s.w. nicht mit eingerechnet. Kritiker meinen zudem, dass unbewiesene Katastrophenszenarien dazu benutzt werden könnten, stark von politischen Vorstellungen geprägte Zukunftsvisionen zu propagieren. Ein Stillstand des Wachstums auf einem bestimmten Niveau wird von vielen als inakzeptable Beschränkung ihrer Rechte auf freie Entfaltung empfunden. Manche interpretieren diesen Stillstand so, als müssten sie von nun an ein Dasein als Selbstversorger fristen. Zuletzt ist es natürlich eine oft gehörte Aussage, dass die Voraussagen der Forscher nicht eingetroffen sind, und deswegen als schlicht falsch betitelt werden können. Jedoch muss man sehen, dass die Warnung damals ernst genommen wurde und zum Umdenken und auch zu überlegterem Handeln in vielen Punkten geführt hat. Hiermit hängt wohl zusammen, dass der Kollaps, dessen eintreten 1972 in etwa für die Jahrtausendwende angesetzt wurde glücklicherweise nicht eintrat. Die Situation in den Entwicklungsländern ist katastrophal, und zwischen arm und reich klafft eine riesige Lücke. Auch wenn sich letztlich viele Ungenauigkeiten im zugrunde liegenden Weltmodell zeigten und fehlende Einflussgrößen bemerkt wurden, so ist doch die grundlegende Aussage - Wachstum ist begrenzt - inzwischen kaum noch umstritten. |
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10. Kyoto - Protokoll (Abb.9)
Im Jahr 1992 verpflichteten sich 170 Staaten der Welt das Klima vor dem Kollaps zu retten. Bis zum Jahr 2012 wolle man den Ausstoß an Kohlendioxid um 6 bis 8 Prozent unter das Niveau von 1990 zurückfahren. Hier muss aber betont werden, dass das Kyoto-Protokoll nur bis 2012 läuft und nur 28% aller CO2-Emissionen überhaupt betrachtet werden. Bei diesem Fakt stellt sich die Frage, ob der Schritt nach vorn bezüglich der aktuellen Umweltsituation nicht etwas zu klein ist. Nun kann man jedoch feststellen, dass sich in einigen Staaten bereits etwas getan hat. Russland hat seine CO2-Emissionen um etwa 30% zurückgefahren. Leider ist dies nicht wirklich auf guten Willen in dem Zusammenhang zurückzuführen, sondern hat seine Ursache vielmehr im Zusammenbruch der Industrie nach 1990. Deutschland hat eine Art Vorreiterrolle übernommen, vor allem was die erneuerbaren Energien angeht. Hier ist eine CO2-Reduktion von 15% gegenüber 1990 festzustellen. England konnte als einziges weiteres westliches Land seine CO2-Emissionen um 9% reduzieren. Dieser Wert wurde vor allem durch hohe Steuern auf Benzin und Diesel erreicht. Im restlichen Europa ist leider eine eher steigende Tendenz zu verzeichnen. Länder wie Spanien und Portugal bringen es sogar auf über 20% mehr CO2-Ausstoß. Der größte Blockierer weltweiter Fortschritte beim Klimaschutz bleibt die Regierung der USA. Sie stellen zwar nur 4% der Weltbevölkerung, sind jedoch für 25% der Treibhausgase weltweit verantwortlich. Bush zog 2001 Clintons Unterschrift unter das Kyoto-Protokoll mit der Aussage "wir werden nichts tun, was unsere Wirtschaft gefährdet" zurück. Scheinbare Ziele amerikanischer und europäischer Umweltpolitik sind, dass die Europäer sich um Sparprogramme bemühen und die Amerikaner versuchen, neue Ölvorkommen zu erschließen. |
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11. Charta von Athen, 2003 (Abb.10)
Die Charta von Athen aus dem Jahre 2003 bezeichnet sich als eine Vision für die Städte des 21. Jahrhunderts. In ihr werden einige Punkte aufgeführt, die zu einer Verbesserung der innerstädtischen Situation beitragen können und sollen. So wird beispielsweise großer Wert auf die intelligente Nutzung von Ressourcen gelegt. Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Städte sollen vor Umweltverschmutzung und ökologischem Verfall bewahrt werden. Hierfür ist eine sorgfältige und wirtschaftliche Verwaltung des Verbrauches der Ressourcen, sowie der gesamten Produktion durch die Stadt nötig. Eine Energieerzeugung und -verbrauch mit bisher unerreichten Effizienzgraden wird angestrebt. Weiter wird die Entwicklung eines selbst regulierenden Systems, das heißt kein exportieren von Abfall ins Umland und Recycling, als ein wichtiger Punkt für einen verbesserten Umgang mit der Stadt angesehen. Letztendlich sticht eine Aussage besonders heraus: "Umweltmanagement und die praktische Anwendung von Nachhaltigkeitsprinzipien wird zu einer Stadtentwicklung führen, die alles in allem für die Einwohner gesünder ist. (...)" |
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12. Zeitungsartikel 2005/06
"Beyond Petroleum 1" (Abb.11) "Entweder wir ändern uns oder das Klima wird sich noch schneller verändern" sagt Elke Rosskamp vom Deutschen Wetterdienst. BP hat seit 2001 durch Projekte für Energieeffizienz kontinuierlich Emissionen reduziert. In den nächsten vier Jahren wollen sie weitere 4 Millionen Tonnen Emissionen einsparen. Das entspricht rund 1 Million Autos weniger auf der Straße. Mineralöl Kraft- und Schmierstoffe Erdgas Solar Der Anfang ist gemacht! "Beyond Petroleum 2" Bei der Stromerzeugung wird nicht nur Strom erzeugt sondern auch CO2, doppelt so viel wie durch alle Fahrzeuge weltweit. BP startet einen neuen Geschäftsbereich, der den Weg in eine sauberere und CO2-reduzierte Zukunft der Stromerzeugung weist. Dafür weiten sie ihr Engagement im Solar-, Wind-, Wasserstoff- und Erdgasgeschäft deutlich aus. Bis ins Jahr 2015 wollen sie mind. 24 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, das entspricht der jährlichen Emmission Berlins. Statt für British Petroleum sollen die beiden Buchstaben des Konzerns nun für "Beyond Petroleum" stehen, jenseits des Erdöls. Damit will man darauf aufmerksam machen, dass man nun in der postfossilen Ära angekommen ist. Es sei an der Zeit, den Geschäftssinn auf die Entwicklung einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft auszurichten, gab kürzlich der BP-Chef Lord John Browne zu Protokoll. |
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"Vom Mangel getrieben"
Siemens entwickelte die leistungsstärkste und größte Gasturbine SGT5-8000H der Welt. In einem Energiekraftwerk von e.on wird sie ab 2007 eine Millionenstadt locker mit Strom versorgen können und der Erdathmosphäre 40 000 Tonnen klimaschädliche Treibhausgase ersparen. e.on als größter Energieversoger der Welt will in den nächsten Jahren 6 Mrd. Euro für technologische Höchstleistungen ausgeben die einen geringeren Treibhausgasausstoß haben. Die Sehnsucht nach der postfossilen Ära kommt auch daher, dass es bisher die Industrieländer waren die von allem das meiste verbraucht haben, aber Schwellenländer wie Indien und China sind auf dem Vormarsch und die Nachfrage nach endlichen Ressourcen explodiert. General Electrics verkündete unlängst, sein Budget für die Forschung und Entwicklung umweltfreundlicher Produkte bis 2010 von 700 Mio. auf 1,5 Mrd. aufzustocken und seine eigene Treibhausgasemission bis 2012 um 1% zu senken.Die Siemens-Tochter Power-Generation erweitert ihr grünes Angebot um noch mehr Windmühlen, der Markt für Windanlagen wächst nach Schätzungen jährlich um 13%! BP, Shell, e.on, Siemens, sie alle fordern Ziele die über das Jahr 2012 hinausreichen, um langfristig in den Klimaschutz zu investieren und daran zu verdienen. |
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"Zieht euch warm an!" (Abb.13)
Häuser brauchen künftig einen Energiepass. In die Dämmung von Altbauten will die Bundesregierung Milliarden investieren. In Deutschland werden 95% der Heizenergie in Häusern verbraucht, die vor 1984 gebaut worden sind. Die Zertifizierung durch den Energiepass soll Transparenz und Vergleichbarkeit, und überhaupt ein Bewusstsein für die energetische Qualität auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt schaffen. Denn jeder weiß zwar, wie viel sein Auto auf hundert Kilometern verbraucht, aber den Heizhunger ihres Hauses kennen die Wenigsten. Energiepass und Förderprogramm beschleunigen den Klimaschutz, beflügeln technische Innovationen und bringen neuen Wind in die Baubranche. Wenn alle Energiesparpotenziale in Wohngebäuden ausgeschöpft werden würden, könnte man bis 2040 35 Millionen CO2 einsparen, und die Zahl der Arbeitsplätze in der Gebäudesanierung auf 370 000 Stellen verdoppeln. In vielen Städten mit einem Wohnungsüberangebot könnten sich Mieter mit Grausen von Wohnungen mit hohem Heizbedarf abwenden, und die Eigentümer so zu Investitionen motivieren. 80-90% der Hauseigentümer sehen in der Erhöhung der energetischen Qualität tatsächlich eine Steigerung des Marktwertes. Langfristiges denken ist aber nicht weit verbreitet, und Vermieter müssen daran erinnert werden, dass die Nebenkosten in den letzten zehn jähren um 40% gestiegen sind. Wenn diese sinken, ließe sich für sie die Kaltmiete auch wieder besser "anpassen". |
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"Heizöl oder Dämmwolle - der Mieter zahlt" (Abb.14)
In schlecht isolierten Altbauten steigen die Heizkosten, in sanierten Häusern belasten die Investitionen die Miete. "Energiesparmaßnahmen müssen wirtschaftlich sein." "Wichtig ist den Mietern nur, was sie jetzt an Bruttowarmmiete zahlen, nicht die Frage, ob das Haus durch gute Isolierung langfristig kosten spart. noch nicht." Viele Eigenheimbesitzer schauen sich nach Alternativen um, die Solarförderung für 2005 ist ausgebucht. Doch über 90% der Berliner sind Mieter und haben diese Handlungsoption nicht. Doch durch bewusstes Verhalten, etwa durch das Absenken der Zimmertemperatur um nur ein Grad, können 6% der Heizkosten gespart werden. Auch eine Energiesparlampe die statt 60 Watt nur noch 11 Watt verbraucht, hilft dabei. Auch bei den Berliner Hauseigentümern und Wohnungsbaugesellschaften setzt ein Umdenken ein. Die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes wird ein großes Thema werden. Allerdings können die Kosten einer umfangreichen Sanierung mit Wärmedämmung, Brenntwertkessel und Solaranlage auf die Kaltmiete umgelegt werden. |
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"Sauberer dieseln" (Abb.15)
Das Entwicklungsteam der HJS Fahrzeugtechnik-Menden hat den bisher effizientesten Russpartikelfilter erfunden. Im Jahr 2003 erhielt das mittelständische Unternehmen dafür den deutschen Umweltpreis. Beim Taschentuchtest blieben keine Rückstände zurück. Der Filter funktioniert bei Pkw und Nutzfahrzeugen. Auch die Nachrüstung ist für derzeit zwischen 350 und 750 Euro möglich. In zwei bis vier Jahren wird ein standardmäßig eingebauter Russpartikelfilter 300 Euro kosten. |
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"Allerfeinste Widersprüche" (Abb.16)
Im Kampf gegen Feinstaub herrscht das Chaos. Städte rebellieren gegen strenge Regeln, auch die EU will sie lockern. Dagegen protestieren Umweltmediziner. Und der Staat fördert das staubreiche Heizen mit Holz. In Deutschland steigt die Feinstaubbelastungen, weil viele, durch die hohen Öl- und Gaspreise abgeschreckt, zu Holz wechseln. Das wird vom Staat subventioniert und gilt als klimaschonend, da CO2-neutral. Als Feinstaub wirkt Eichen- oder Buchenholz krebserregend. 75 000 feinstaubbedingte frühzeitige Todesfälle gibt es schätzungsweise jährlich in Deutschland. Der durchschnittliche Verlust an Lebenserwartung beträgt für jeden deutschen rund 10 Monate. In Dublin/Irland sank die Sterblichkeit um 8%, nachdem 1993 das Heizen mit Kohleöfen verboten wurde. Holzheizungen belasten die Luft in ähnlicher Größenordnung wie alle Dieselfahrzeuge. 80% der Feinstaubemissionen resultieren aus dem Verbrennen von Holz. Alternatives Heizen für Frieden und prima Klima hat also massive Nebenwirkungen. |
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"Katastrophe" (Abb.17)
Die Umweltprobleme häufen sich. Doch der Statistiker und umstrittene dänische Umweltexperte Björn Lomborg fordert, weniger Geld in Klimapolitik und mehr in Aids-Projekte und Entwicklungshilfe zu investieren. Er setzt auf die heilende Kraft ökonomischen Wachstums. "Umweltpolitik ist ein Luxusgut". Der umstrittene Umweltskeptiker, der 2001 mit "Apokalypse no!" einen Bestseller veröffentlichte, in dem er die "wirkliche" Lage der Welt enthüllte und erklärte, dass die Auswirkungen des Klimawandels kein verheerendes Problem darstellen würden. 2004 brachte er zusammen mit führenden Ökonomen eine weltweite Prioritätenliste heraus, die sich mit Aids-Prävention, Versorgung von Entwicklungsländern, Maßnahmen gegen Malaria und dem Abbau von Handelsbarrieren beschäftigte, auf dem letzten Platz rangierte die Klimapolitik. Die ständige Klage über den ökologischen Niedergang sei ineffektiv und führe nur zu einem permanenten Gefühl der Schuld. Eine nüchterne ökonomische Betrachtung sei viel sinnvoller: "Wir können z.B. entsprechende Steuern erheben, mit denen wir einen Zustand finanzieren, den die Erde auf Dauer verkraften kann. Dann kann ich solange in der Dusche stehen, wie ich will, wenn ich bereit bin, den Preis dafür zu bezahlen." Statt den Schwund des Regenwaldes zu bedauern, sollten wir lieber die ökonomische Entwicklung Brasiliens unterstützen, sodass der Wald gerettet werden kann. Würde man sich wirklich auf eine ökonomische Betrachtung der Umweltprobleme einlassen, müssten die Politiker am Ende noch dafür sorgen, dass ihre Prioritätenliste tatsächlich umgesetzt wird. |
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"Manche mögens heiß" (Abb.18)
Auf die Öko-Hysterie folgte die Verharmlosung. Und die ist für den Planeten noch viel gefährlicher. Angesichts immer neuer Hiobsbotschaften führt der Akt des Weghörens dazu, lebensnotwendige Maßnahmen zu vertagen. Nach allem, was wir wissen, war der Alarmruf nie so angebracht wie heute. Doch der Dekade der Übertreibung scheint die viel fatalere Zeit der Verharmlosung zu folgen. Ohne Übertreibungen, wie etwa 1981: "Saurer Regen über Deutschland, der Wald stirbt", wäre es nie zu jenem Bewusstsein für den Umweltschutz gekommen. Um einer Erderwärmung bis 2100 von +2 Grad Celsius entgegen zu wirken, müsste die Schadstoffemission jährlich um 1% gesenkt werden. Deutschland ist mit 3-4% an der weltweiten Emission beteiligt, und müsste daher bis 2050 um 60% seine Emissionen reduzieren. Die Welt braucht jetzt politische Vorbilder. CDU und SPD werden von zwei ehemaligen Umweltministern geführt, schade dass man von den Beiden bisher so wenig zu diesem Thema gehört hat. |
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"Wir werden immer verwundbarer" (Abb.19)
Europa verfehlt seine Klimaschutzziele. EU-Kommissar Andris Piebalgs plädiert dafür, mit weniger Energie auszukommen. Klimaschutz, was kommt nach Kyoto? Der Kyoto-Vertrag läuft nur bis 2012, und er unterwirft nur 28% aller CO2-Emissionen irgendwelchen Begrenzungen. Womöglich fehlt in sieben Jahren, was dann wohl dringender denn je sein dürfte: ein wirksames Klimaschutzregime. Laut Kyoto-Protokoll muss die EU ihre Emissionen bis 2012 um 8% gegenüber 1990 reduzieren. geschafft sind bisher 1,4%. Die USA haben dafür um 13% zugelegt. Die vereinigten Staaten stellen zwar nur vier Prozent der Weltbevölkerung, sind aber verantwortlich für ein Viertel der Treibhausgase weltweit. Die Europäer bemühen sich um Sparprogramme, die Amerikaner versuchen, neue Ölvorkommen zu erschließen. Übrigens: der Staat mit den weltweit zweitgrößten Erdölvorkommen ist der Irak. Im Jahr 2030 wird Europa 90% seines Erdöls importieren und mehr als 80% seines Gasverbrauchs. Europa wird immer verwundbarer, und muss daher über die Sicherheit der Energieversorgung nachdenken. "Ich will intelligenz auf Beton" sagt Wolfgang Tiefensee. 1970 wurden in der Bundesrepublik etwa gleich viele Güter auf Straße und Schiene transportiert. Heute liegt die Straße bei 70%. "Die LKW-Maut vereint scheinbar Widersprüchliches, sie bringt Geld, das für die Autobahnen gebraucht wird und entlastet die Umwelt durch ca. 17% weniger Leerfahrten." "Weg vom Öl ist eine große Herausforderung. Wir setzen deshalb auf neue Kraftstoffe und auf weniger Kraftstoffverbrauch." "Wann stellen sie die Kfz-Steuer auf den Ausstoß klimaschädlicher Gase um? - In den kommenden zwei Jahren." "In den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren wird der Güterverkehr um 60% und der Personenverkehr um 20% wachsen. Verkehr ermöglicht Wachstum und sichert Arbeitsplätze. In Deutschland arbeiten mehr als 2,7 Mio Menschen im Bereich Güterverkehr und Logistik. Experten gehen von 500.000 neuen Stellen in den nächsten Jahren aus. Das alles darf aber nicht auf Kosten der Umwelt stattfinden." Eine echte Alternative wäre die Bahn. Aber ihr wurden im letzten Jahr Bundesmittel um 3 Mrd. Euro gestrichen. Die Bahn soll zum internationalen Logistikkonzern werden, mit dem Risiko, dass der Infrastrukturauftrag auf der Strecke bleibt. Selbst im besten Fall wird die Bahn die prognostizierten Verkehrszuwächse nicht bewältigen können. Neue Fernstraßen müssten also gebaut werden. Und die Autolobby ist beim Verkehrsminister auch schon vorstellig geworden, fragt sich nur wo die Bahnlobby bleibt. |
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"Europas Süden vertrocknet - der Norden ergrünt" (Abb.20)
Ökologen haben untersucht, wie der Kontinent den Wandel des Klimas verkraften wird. "Eine so umfangreiche Untersuchung des ökologischen Wandels in Europa gab es noch nie." Im Mittelmeerraum könnten im Jahre 2080 14-38% der Menschen zeitweise unter Wassermangel leiden. In den Alpen wird die Schneegrenze um ca. 300m steigen, im Sommer fließt weniger Schmelzwasser in die Flüsse. In der Studie wurden für das Gebiet der 15 Staaten, die vor 2004 Eu-Mitglieder waren, sowie für Norwegen und die Schweiz verschiedene Szenarien der Landschaftsentwicklung bis zum Jahr 2080 berechnet. Die Studie basiert auf Computersimulationen des Klimas, Prognosen von Wirtschaftsexperten und Behörden. Im Norden Europas werden sich in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich Wälder auf den von Menschen nicht mehr genutzten Feldern ausbreiten. Immer mehr Ackerflächen werden aufgegeben, weil sie für die Nahrungsmittelproduktion nicht mehr nötig sind. Einerseits werden die Anbaumethoden effektiver, andererseits wächst die europäische Bevölkerung entgegen dem globalen Trend kaum noch. Die brachliegenden Flächen könnten dazu genutzt werden, Biomasse für die Energiegewinnung zu produzieren. |
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"Manchmal ergreift mich der Zorn" (Abb.21)
Der indische Energieforscher Rajendra Pachauri über selbstzufriedene Industriestaaten, Kriege um Ressourcen und die romantische Idee, der Süden könne die ökologischen Fehler des Nordens vermeiden. "Was definieren wir als Gefahr? Das ist keine klimawissenschaftliche Frage, da geht es um Gerechtigkeit." In 25 Jahren verbraucht jeder Inder halb so viel Energie wie ein Wohlstandsbürger im Norden. Pachauri ermahnte die Weltklimakonferenz in Montreal, nicht nur über den Abbau von Emissionen nachzudenken, sondern auch darüber, wie man sich auf den Klimawandel vorbereiten kann. Indien wird eines der Länder sein, die vom Klimawandel ernsthaft betroffen sein werden. Die Landwirtschaft wird leiden, das Wasser noch knapper werden, Fluten und Dürren werden voraussichtlich zunehmen, der Meeresspiegel steigen. Schon heute ziehen sich die Gletscher im Himalaya zurück. Das knappe Wasser muss anders bewirtschaftet, Beschäftigungsmöglichkeiten organisiert werden, und für jede Region muss die Bedrohung untersucht und Reaktionspläne erstellt werden. Das kostet große Anstrengungen und viel Geld. Indien muss die Menschen aus der Armut holen und ein hohes Wirtschaftswachstum schaffen um das alles bezahlen zu können. Doch dann wird das Milliardenvolk den Klimawandel vehement beschleunigen. Erneuerbare Energien sind für ein Land, in dem 700 Mio. Menschen in ländlichen Gegenden leben mit sehr geringen Einkommen, eine komplexe Herausforderung. Pachauri sieht darin aber die Zukunft Indiens, auch wenn sie noch lange vom Erdöl abhängig sein werden. |
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"Mehr geht immer" (Abb.22)
Wissen ist Macht und sorgt für Wachstum. Das Beste daran ist: es hört nie auf. Wachstum entsteht durch Wissen, das heißt über laufende Verbesserung der Art und Weise, wie die bestehenden knappen Ressourcen kombiniert werden. Nämlich nicht durch einen größeren Einsatz endlicher Ressourcen, sondern durch technischen Fortschritt. Der entscheidende Wachstumsfaktor ist keine beschränkte Ressource. Aymo Brunetti glaubt, dass die populäre Vorstellung von den "Grenzen des Wachstums" heute kein bisschen richtiger ist als in den 60er Jahren als der Club of Rome dieses Schlagwort popularisierte. Sein Ansatz ist der der Innovation und Technik. Ein Computer von heute enthält weniger Ressourcen als noch vor einigen Jahren, trotzdem ist er mehr Wert, weil er mehr leisten kann, und weil die verwendeten Ressourcen besser kombiniert wurden. "Wer heute die Grenzen des Wachstums mit der Endlichkeit der Ressourcen begründet, der verkennt das gewaltige Potenzial neuen Wissens." |
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"Der lange Abschied vom Öl 1" (Abb.23) Auf der Weltklimakonferenz in Montreal wird Verantwortung gepredigt, und die Autoindustrie verspricht eine emissionsfreie Zukunft. Doch erst einmal gibt es nur eine Alternative zur Umweltverpestung: Sprit sparen! Die Verbrennung von Erdöl ist eine der Hauptursachen für die Erwärmung der Erde. Klimaschützer und Energieverbraucher wollen schließlich das Gleiche: weg vom immer teuren Öl. Die Frage ist nur: wohin? McDonalds entsorgt jedes Jahr 7000 Tonnen Speisefett. Ein Familienbetrieb aus Borken stellt aus altem Fett jährlich 60 Mio Liter Diesel her. Leicht aufbereitet kann damit ein Biodieselmotor betrieben werden und eine Menge Spritkosten gespart werden. Aber das gesamte alte Speiseöl der Bundesrepublik würde nur 1% des in Deutschland getankten Diesels ausmachen. 34 Mrd. Liter waren es 2004. 2.000 Euro kostet das Umrüsten eines Motors auf Pflanzenöl, das beim Bauern oder Discounter für die Hälfte des Dieselpreises zu haben ist. Aus Erdgas, Wasserstoff, Raps, Kartoffeln, Weizen, Zuckerrüben und Stroh, selbst aus alten Joghurtbechern wird Kraftstoff und Diesel erzeugt. Die Fantasie der Sprithersteller kennt keine Grenzen. |
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"Der lange Abschied vom Öl 2"
Von den 114 Millionen Tonnen Mineralölprodukte, die 2004 in deutschen Raffinerien hergestellt wurden, floss fast die Hälfte in die 55 Millionen deutschen Fahrzeugtanks. 35 000 Autos sind in Deutschland mit Gasantrieb unterwegs. Biosprit ist mit nur 2% am mobilen Energiemarkt vertreten. Der Run auf die Öl-Alternativen: ein Expertengremium der Bundesrepublik hat 270 Kraftherstellungsoptionen gefunden. In der EU sollen bereits bis 2010 6% des europaweit verkauften Kraftstoffs vom Acker stammen. Das freut auch die Autoindustrie, denn jede Hiobsbotschaft vom Ölmarkt verunsichert die Kundschaft. Die Branche sei für einen höheren Einsatz biogener Kraftstoffe gerüstet, heißt es vom Verband der Autoindustrie. Die hiesige Rapsproduktion könnte aber nur 3,7% des deutschen Kraftstoffbedarfs decken, und die Kosten wären so hoch, dass dauerhafte Subventionen nicht gerechtfertigt wären. Billig-Ethanole aus Brasilien etwa, könnten bei jeder Fahrt zur Zapfsäule ein Stück Tropenwald kosten. Erdgas wird noch bis 2020 von der Mineralölsteuer befreit bleiben, und ist damit halb so teuer wie Diesel und Benzin. Die in der Erdkruste gespeicherten Erdgasvorkommen halten noch etwas länger als die weltweiten Ölvorkommen. Erdgasmoleküle enthalten weniger Kohlenstoff und mehr Wasserstoff und gelten deswegen als eine Brücke ins Wasserstoffzeitalter. Wasserstoff gilt als saubere Energie par excellence und ist im Universum in nahezu unbegrenzter Menge zu finden. aber es kostet enorme Mengen an Elektrizität, dem Wasser die Wasserstoffmoleküle zu entziehen. Und auch 2020 wird der Anteil an Wasserstoff nur 2-5% am Kraftstoffmarkt ausmachen. Weil aber alle Öl-Alternativen noch technisch unausgereift, zu teuer oder zu knapp sind, werden die Autos bis auf weiteres mit Öl fahren müssen. |
13. Quellen
Aurelio Peccei/Manfred Siebker "Die Grenzen des Wachstums - Fazit und Folgestudien" der Club of Rome über Initiativen, Ergebnisse und Vorhaben bei der Erforschung der Weltproblematik; Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbeck bei Hamburg, August 1974 Donella und Dennis Meadows, Jörgen Randers "Die neuen Grnezne des Wachstums - Die Lage der Menschheit: Bedrohung und Zukunftschancen", 1992; Deutsche Verlagsanstalt GmbH, Stuttgart Charta von Athen, 2003 Eduard Pestel "Jenseits der Grenzen des Wachstums - Bericht an den Club of Rome", 2. Auflage, 1988; Deutsche-Verlagsanstalt GmbH, Stuttgart Frankfurter Rundschau Nr.15, 18. Januar 2006, S.5, http://www.deutschebp.de Berliner Zeitung Nr.252, 28. Oktober 2005, S.14 Die Zeit Nr.48, 24. November 2005, S.25 Die Zeit Nr.49, 1. Dezember 2005, S.34 Die Zeit Nr.49, 1. Dezember 2005, S.35 Die Zeit Nr.50, 8. Dezember 2005, S.28f. Die Zeit Nr.50, 8. Dezember 2005, S.39/40 Die Weltwoche Nr.44, 3. November 2005, S.25 http://www.mnforsustain.org/meadows_limits_to_growth_30_year_update_2004.htm http://www.umweltfibel.de/lexikon/k/lex_k_klimalagebild.htm http://www.popco.org/press/articles/2005-1-meadows.html http://www.wikipedia.org/wiki/Die_Grenzen_des_Wachstums http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel.html http://www.oeffentliche-finanzen.de/zeit/Meadows.htm http://www.members.chello.at/manhard.schlifniWebpub/Kapitel5/EpilogII.html |
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