Stoffstrom - Stoffversorgung

Referenten: Maria Bettin, Hendrik Schultz, Maximilian Wetzig


Inhaltsverzeichnis

1. Großhandel - Allgemein
1.1.   Definition
1.2.   Bedeutung
1.3.   Typen von Großhändlern
1.4.   Funktionen
1.5.   Struktur
1.6.   Wirtschaftliche Situation
1.7.   Potenzial
1.8.   Zukunft


2. Großhandel in Berlin und Brandenburg
2.1.   Warenbeschaffung und Warenabsatz
2.2.   Transport
2.3.   Warenumsatz nach Abnehmergruppen
2.4.   Tätigkeitsbereiche


3. Großmarkt Beusselstraße
3.1.   Einleitung
3.2.   Tonnenweise - Umschlagmengen auf dem Großmarkt
3.3.   Ausstattung und Service
3.4.   Kontrolle und Beratung
3.5.   Größe und Bedeutung für die Region - das Einzugsgebiet
3.6.   Optimale Verkehrsanbindung - ein wichtiger Standortvorteil


4. Quellen

1. Großhandel - Allgemein

Man unterscheidet die Versorgung mit Gütern, Baustoffen und Nahrungsmitteln.
Vorraussetzung für die Versorgung einer Stadt wie Berlin ist eine ausreichende Infrastruktur und ein angepasstes Logistikmanagement über die Grenzen der Stadt hinaus (siehe Thema Logistik).
Ein wichtiges Element der urbanen Stoffversorgung ist der Großhandel.
Im Folgenden wird das Thema Großhandel mit Nahrungsmitteln in Berlin näher erläutert.


1.1. Definition

Der Großhandel ist ein Wirtschaftszweig (Abb.1), der Waren direkt vom Hersteller kauft und die Produkte ohne wesentliche Bearbeitung an den Einzelhandel, andere Handelsunternehmen oder Großverbraucher wieterverkauft.
Es fragen sowohl Produzenten als auch Handwerksbetriebe die Leistungen des Großhandels nach. Es ist demnach aufgeteilt in den Produktionsverbindungshandel und den Konsumtionsverbindungshandel (Abb.2). Nicht nur neue Güter sind gefragt, sondern auch Dienstleistungen, Organisation, Logistik und Marketing.
Einordnung des Großhandels in der Wirtschaft Abb. 1
Einordnung des Großhandels in der Wirtschaft

Quelle: Eigene Darstellung


1.2. Bedeutung

Die zunehmende Arbeitsteilung und der allgemeine Wohlstandsanstieg haben die Vielfalt und Menge von angebotenen und nachgefragten Gütern deutlich erhöht. Wettbewerb und technischer Fortschritt führen laufend zu Innovationen, durch die ständig neue Produktions- und Konsumgüter entstehen.
Der strukturelle Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft ergänzt das Warenangebot durch eine wachsende Zahl von Serviceleistungen. Der fortschreitende wirtschaftliche Zusammenschluss Europas sowie die kontinuierliche Öffnung der Weltmärkte schaffen neue, unermessliche Handelsräume.
Das Aufgabenfeld des Großhandels verändert sich im Zuge all dieser Entwicklungen kontinuierlich. Wurden einst lediglich Getreide, Tee, Kaffee, Baumwolle oder Porzellan gehandelt, ist der heutige Großhändler in der Lage, die Qualität seiner Waren durch ein detailliertes Angebot an eigenen Dienstleistungen zu vervollständigen. Dabei kommen in hohem Maße modernste Kommunikations- und Informationstechnologien zum Einsatz. Der Umsatz im Großhandel liegt bei 600 Mrd. €. Der Großhandel bietet ca. 1,2 Millionen Menschen Arbeitsplätze, das entspricht etwa 2,3 % aller Erwerbstätigen Deutschlands. In allen Branchen und auf verschiedensten Wertschöpfungsstufen von Rohmaterialien über Halbfabrikate bis zu fertigen Investitions-, Verbrauchs-, und Konsumgütern spielt der Großhandel eine kaum wegzudenkende Rolle. Zitat Frankfurter Allgemeine Zeitung:
"Aus dem einstigen reinen Zustellgroßhandel, der die Waren der Industrie zum Einzelhandel brachte, ist ein moderner Dienstleister geworden, der sich zusätzlichen Herausforderungen gegenübersieht."

Großhandel als wichtige Dienstleistungsbranche (Abb. 3)

Der Grosshandel, der sehr heterogen strukturiert und daher schwer erfassbar ist, spielt mit seinen Vermittlungs- und Überbrückungsfunktionen in allen Branchen und auf den verschiedenen Wertschöpfungsstufen eine heute kaum mehr wegzudenkende Rolle. Er stellt sicher, dass die Angebote der Lieferanten mit den Bedürfnissen der Nachfrager effektiv und effizient in Übereinstimmung gebracht werden können. Aufgrund ihrer weitreichenden Verbindungen prägen Grosshändler oftmals die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung in ihrem Umfeld nachhaltig.

 
Produktionsverbindungshandel Grosshandel


Konsumtionsverbindungshandel
Abb. 2
Großhandel als Bindeglied von Produktions-
und Konsumptionsverbindungshandel

Quelle: Eigene Darstellung

Abb. 3

Quelle: Bundesamt für Statistik,
Betriebszählung 1995

Auch gewinnt der Grosshandel angesichts der weltweiten Arbeitsteilung und Spezialisierung der Hersteller zusehends an Bedeutung. Wie in allen Branchen, so ist auch der Grosshandel einem kontinuierlichen Wandel unterworfen. Zunehmende Globalisierung der Absatz- und Beschaffungsmärkte, neue Wertschöpfungsstrukturen infolge neuer Technologien, das Infragestellen traditioneller Zwischenhandelsfunktionen und sich verändernde Wettbewerbssituationen sind dabei nur einige wenige Herausforderungen, denen sich der Grosshandel verstärkt zu stellen hat.


1.3. Typen von Großhändlern

Die wichtigsten Großhandelstypen sind Full-Service-Großhändler (full-service wholesaler), Großhändler mit beschränktem Service (limited-service wholesaler), Makler (broker), Vertreter (agent) und Verkaufsrepräsentanzen des Herstellers (manufacturers' offices).


1.4. Funktionen

Der Großhandel verringert die Anzahl der Schnittstellen zwischen Hersteller und Endabnehmer (Abb.4), indem er jeden Anbieter mit vielen Abnehmern verbindet (Abb.5). Dadurch trägt er zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung innerhalb der Wertschöpfungskette bei.

 
Abb. 4

Quelle: Eigene Darstellung
Abb. 5

Quelle: Eigene Darstellung

Der Großhandel übernimmt eine Vielzahl von Vermittlungs- und Überbrückungsfunktionen.
Sie haben alle zum Ziel, Angebote (Produkte und Dienstleistungen) von Lieferanten möglichst effektiv mit der Nachfrage von Abnehmern in Übereinstimmung zu bringen.

Der Großhandel beliefert Produzenten oder Einzelhändler. Der Großhandel ist Logistik-Manager. Die Steuerung und das Timing der Informations- und Warenflüsse zwischen Lieferanten und Abnehmern (Supply Chain Management) sowie die Organisation von Transporten gehören zu den Kernfunktionen der Großhandels.

Der Großhandel gestaltet Produkte. Dank seiner Marktnähe und breiten Produkterfahrungen gibt der Großhändler bei der Produktgestaltung oft wichtige Impulse. Diese Funktion wird mit dem zunehmenden Wunsch der Verbraucher nach maßgeschneiderten Produkten immer bedeutsamer.
Großhändler erschließen neue Märkte, führen Produkte ein und bieten umfangreiche Marketingkonzepte an. So wird es kleineren Firmen überhaupt erst möglich Außenhandel zu betreiben. Es wird ermöglicht, die Transaktionskosten des Handels zu verringern, indem umfangreiche Informationen über Beschaffungs- und Absatzmärkte sowie die verschiedenen Produkte erteilt werden können. Der Großhandel finanziert und übernimmt Risiken. Während er die vom Anbieter gelieferten Waren direkt bezahlt, erleichtert er diese um ein erhebliches Risiko (Absatz- und Debitorenrisiko) und dessen Verwaltung. Andererseits übernimmt der Großhandel das Beschaffungsrisiko der Abnehmer (Lagerhaltungs-, Transport-, Preisund Qualitätsrisiko). Großhändler übernehmen logistische Aufgaben und Lagerhaltung der Ware nach modernen Systemen.


1.5. Struktur

Der Großhandel gehört zum deutschen Mittelstand. Trotz der Wachstumskrise der deutschen Volkswirtschaft stieg der Anteil des Großhandels an der Wertschöpfung des Bruttoinlandsprodukts von rund 4 auf knapp 5 Prozent an. Der Großhandel gehört zum deutschen Mittelstand. Trotz der Wachstumskrise der deutschen Volkswirtschaft stieg der Anteil des Großhandels an der Wertschöpfung des Bruttoinlandsprodukts von rund 4 auf knapp 5 Prozent an. Die Anzahl der in der gesamten Branche Beschäftigten beträgt knapp 1,2 Millionen. Das sind 2,3 Prozent aller Erwerbstätigen Deutschlands.

Viele der Unternehmen handeln auf dem deutschen Binnenmarkt und im Ausland zugleich. Dabei fragen sowohl Produzenten als auch Handwerksbetriebe und Einzelhandelsunternehmen die Leistungen des Großhandels nach. Deshalb spricht man beim ersteren vom Produktionsverbindungshandel und beim letzteren vom Konsumtionsverbindungshandel. Zum Produktionsverbindungshandel werden der Handel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen etc., der Großhandel mit Rohstoffen etc. und der Handel mit Maschinen etc. gezählt. Zum Konsumtionsverbindungshandel zählen der Tendenz nach der Großhandel mit Nahrungsmitteln etc., der Handel mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern und der sonstige Großhandel (handelt verschiedene Fertigwaren). Die übergeordnete Branchenstruktur des Großhandels ist in der Abbildung dargestellt.
Der Geschäftserfolg des Großhandels lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren: Funktioniert die Volkswirtschaft funktioniert auch der Handel.


1.6. Wirtschaftliche Situation

Einen Konzentrationsprozess innerhalb des Berliner Großhandels belegen die Zahlen der Umsatzsteuerstatistik. 1992 listete die Umsatzsteuerstatistik beim Statistischen Landesamt noch 4048 Großhändler im vereinigten Berlin auf. Sie realisierten einen Jahresumsatz von 34 Mrd. DM. 1996 waren 3345 Großhandelsbetriebe registriert, mit einem Umsatz von 28 Mrd.
DM. Nur noch 2709 Unternehmen betrieben im Jahr 2000 in Berlin den Großhandel.

Ein Beispiel für den Strukturwandel: Bei den Produktionsverbindungsgroßhändlern, die Bauunternehmen und Handwerksbetriebe versorgen, schlägt die schlechte Wirtschaftslage der Kunden durch. Denn in der Baubranche zählt die Kreditierung zu den wichtigsten Leistungen des Großhandels und die Fällle, wo die Händler auf ihren Forderungen sitzen bleiben, häufen sich.






















Güter
Logistik
Marketing
finanzielle Dienstleistungen
technische Dienstleistungen
1.7. Potenzial

Der Großhandel ist bereits heute umfassender Dienstleister. Für die zunehmende Geschwindigkeit, mit der sich der internationale Austausch von Waren und Dienstleistungen vollzieht, muss der deutsche Großhandel bestens gerüstet sein und flexibel auf Umfeldänderungen reagieren.

Die Entwicklung hin zu Marketing- und Vertriebsorganisatoren und das damit verbundene Know-how sichern dem Großhandel auch in Zukunft eine kaum ersetzbare Position zwischen Produzent und Verbraucher.

Die oft zitierte "Ausschaltungsgefahr" durch moderne elektronische Medien besteht nicht. Vielmehr ergibt sich durch das immer breiter werdende Angebot an Dienstleistungen und kompletten Problemlösungen ein "Einschaltungschance" für den Großhandel, der bestens vorbereitet in eine erfolgversprechende Zukunft blickt.


1.8. Zukunft

Bei den Zukunftsprognosen gehen die Einschätzungen von "alten Hasen" und "Neulingen" meist auseinander. Die jüngeren Großhändler sind fast durchweg optimistischer, als die Traditionsunternehmen. So erwarten die nach 1996 gegründeten mehrheitlich (62,8% der Altersgruppe), dass es mit den Geschäften weiter aufwärts geht. Die älteren Firmen, die bis 1995 entstanden, schätzten die Lage zurückhaltender ein. Nur knapp 37% von ihnen erwarten ein Umsatzplus. Ähnlich verbreitet ist der Optimismus bei der Einschätzung der künftigen Beschäftigungszahlen. 28% der Firmenchefs wollen Personal einstellen, bei 55% der Unternehmern ändert sich nichts am Personalbestand, 17% müssen ihre Belegschaften verschlanken.
In den vergangenen Jahren hatte ein Drittel der Großhändler Entlassungen vornehmen müssen. Betroffen waren wiederum die Unternehmen, die bereits länger am Markt agieren.

Die Jungunternehmer im Großhandel dagegen verstärkten mehrheitlich die Zahl ihrer Mitarbeiter. Auch bei den Prognosen für die Personalentwicklung der kommenden Jahre sehen die Neulinge im Großhandel eine rosigere Zukunft, als die erfahrenen Kollegen. Die meisten Chefs der älteren Firmen erwarten eine weitere Verschlechterung der Wettbewerbssituation.
Bei 86% der Firmen, die vor 1945 entstanden, hat sich bereits in den letzten Jahren die Wettbewerbslage verschärft.

Nur ein Drittel der Großhändler rechnet insgesamt mit einer Entspannung der Konkurrenz-Situation. In vielen Branchen rechnen die Großhändler laut der FfH-Untersuchung mit einer Marktbereinigung, bei der sie von dem Ausscheiden von Wettbewerbern profitieren. Um die eigene Marktposition zu stärken, planen die Firmenchefs das Angebot weiterer Dienstleistungen, attraktivere Sortimente und das Angebot günstigerer Verkaufspreise.
 
Stoffversorgung - Inhaltsverzeichnis

1. Großhandel - Allgemein
1.1.   Definition
1.2.   Bedeutung
1.3.   Typen von Großhändlern
1.4.   Funktionen
1.5.   Struktur
1.6.   Wirtschaftliche Situation
1.7.   Potenzial
1.8.   Zukunft


2. Großhandel in Berlin und Brandenburg
2.1.   Warenbeschaffung und Warenabsatz
2.2.   Transport
2.3.   Warenumsatz nach Abnehmergruppen
2.4.   Tätigkeitsbereiche


3. Großmarkt Beusselstraße
3.1.   Einleitung
3.2.   Tonnenweise - Umschlagmengen auf dem Großmarkt
3.3.   Ausstattung und Service
3.4.   Kontrolle und Beratung
3.5.   Größe und Bedeutung für die Region - das Einzugsgebiet
3.6.   Optimale Verkehrsanbindung - ein wichtiger Standortvorteil


4. Quellen