Energieökologische Modellstadt Ostritz - St. Marienthal Referenten: Ingo Walter, Ariane Grotz, Claudia Rose |
4. Ökologische Wohnsiedlung
Durch kommunales Engagement der Ostritzer hat es seit der Wende zahlreiche Investitionen in Projekte zur Produktion regenerativer Energie gegeben. Die Stadt will sich aber nicht nur auf dem Gebiet der Erzeugung von Energie der Umweltbildung widmen, sondern setzt auch auf Energieeinsparung. Geplant ist eine Wohnsiedlung, die den Altstadtbereich und die Randbebauung des Ortes verbinden soll. Die Häuser sollen unter ökologischen Aspekten gebaut werden. Viele sind speziell für junge Familien mit einer Größe von 80 m² Wohnfläche entworfen worden. Die Gebäude sind so konzipiert, dass sie entsprechend späteren Wohnbedürfnissen vergrößert werden können. Auf dem vier Hektar großen Areal soll verkehrsberuhigtes Wohnen im Grünen möglich sein. Auf Durchgangsstraßen wird verzichtet, die Fahrzeuge sollen an zentralen Punkten abgestellt werden. 90 Wohneinheiten sind als Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser respektive "Wachsende Häuser" für junge Familien vorgesehen. Sie werden als Niedrigenergiehäuser eine Heizenergie zwischen 30 und maximal 70 kWh pro Quadratmeter und Jahr benötigen. Regenwasserzisternen sollen den Bedarf an Frischwasser verringern, für das Gießen der Pflanzen, für das Waschen der Wäsche und für die Toilettenspülung kann dann auf das Reservoir zurückgegriffen werden. Die Versiegelung des Bodens soll auf ein Minimum reduziert werden. Dazu werden die befestigten Flächen offenfugig gepflastert, damit Niederschläge besser versickern können. Eine effektive Wärmedämmung und die kurze Anbindung an das Fernwärmenetz des Biomasse-Heizkraftwerks sollen die Betriebskosten senken und die Kohlendioxid-Emissionen senken. Dass umweltfreundlich errichtetet Häuser nicht teuer sondern gerade auch in Bezug auf die Baukosten sehr günstig sein können zeigen die geplanten Errichtungskosten von rund 1000 €/m². (Quelle: www.ostritz-st-marienthal.de) |
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5. Weitere Komponenten der EMOS
5.1 Kloster St. Marienthal Das Kloster St. Marienthal wurde 1234 gegründet und wird seit dieser Zeit ohne Unterbrechung von Schwestern bewohnt. Es ist somit das älteste Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. Derzeit leben gemeinsam mit der vorstehenden Äbtissin 15 Schwestern in dem Konvent. Ihr Tun und Wirken wird durch das Gesetz "ora et labora" (bete und arbeite) bestimmt. Im Besitz des Konvents sind weitläufige Landwirtschaftsflächen sowie der östlichste Weinberg Deutschlands. Darüber hinaus gibt es einen Klosterladen, ein Schausägewerk, eine Klosterschenke sowie eine Klosterbäckerei. Es werden weiterhin Übernachtungsmöglichkeiten und der Besuch der Dauerausstellung "ora et labora" über das Leben der Nonnen im Kloster angeboten. Wichtige Veränderungen brachte die politische Wende 1989. Im Jahre 1992 gründen die Schwestern das "Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal" (IBZ) und bringen dieses in leer stehenden Wirtschaftsgebäuden unter. Die wichtigsten Ziele dieses Zentrums sind die Versöhnung, Völkerverständigung im Dreiländereck sowie der Austausch der Nationen über kulturelle und religiöse Grenzen hinaus. |
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5.2 Garten der Bibelpflanzen
Auf einer Fläche von 1.030 m2 ist der Bibelgarten des Klosters angelegt. Durch diesen Garten soll einerseits "die Schöpfung bewahrt" sowie die historischen Traditionen der Zisterzienserinnenabtei gepflegt werden. Im Mittelpunkt stehen dabei der Obst- und Gemüseanbau, die Naturheilkunde, das Züchten von neuen Sorten, und nicht zuletzt natürlich auch die Umweltbildung. |
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5.3 Internationales Begegnungszentrum (IBZ)
Wie schon unter erwähnt, wurde 1992 von den Nonnen des Klosters St. Marienthal das "Internationale Begegnungszentrum" (IBZ) als öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. In erste Linie versteht sich das IBZ - wie der Name ja bereits sagt - als eine Begegnungsstätte, mit welcher ein Beitrag zum Frieden, Religions- und Völkerverständigung geleistet werden soll. Die Ziele dieser Einrichtung sind die Förderung von Begegnungen von Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Nationalität oder Religion. Darüber hinaus soll darüber ein Wissens- und Technologietransfer stattfinden. So gibt es Veranstaltungen zum Umwelt- und Naturschutz, insbesondere zum Thema Erneuerbare Energien. Es werden außerdem modellhafte Umwelt- und Naturschutzprojekte in mittel- und osteuropäischen Staaten, insbesondere in Polen und Tschechien präsentiert. |
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5.4 Ökologischer Waldbau
Die umliegenden Wälder in der Nähe von Ostritz sind durch die jahrzehntelangen Emissionen durch SO2 (Schwefeldioxid) und Aschen der nahe gelegenen Kraftwerke teilweise bis zu 80% geschädigt. Aus diesem Grunde wird derzeit auf einer Fläche von ca. 890 ha, mit einem zum Teil 100-jährigen Bestand ökologischer Waldbau im Rahmen des Projekts "Entwicklung eines integrierten Betriebskonzeptes für einen nachhaltig orientierten Waldumbau in einem immissionsgeschädigten Forstbetrieb" durchgeführt. Ziel ist die Förderung des natürlichen Baumartenwechsels hin zu einem ökologisch stabilen, leistungsfähigen Dauerwald mit ortstypischen Eichenarten und Weißtanne. |
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5.5 Ökologische Modellschule "Schkola"
Diese Schule legt insbesondere Wert auf ein umweltorientiertes Unterrichtskonzept, bei welchem die verschiedensten Umweltthemen aufgegriffen werden. Das Besondere an dieser Schule ist weiterhin die Kombination von Umweltbildung und -erziehung mit interkulturellen, sprachlichen und sozialen Kompetenzen in Kooperation mit einer polnischen Partnerschule. Dieses Konzept wird von unterrichtsbegleitenden Freizeit- und Umweltprojekten begleitet. |
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5.6 Lehrpfade
Durch den Klosterforst St. Marienthal führen insgesamt 2,8 km lange Lehrpfade, auf denen Informationstafeln zu den Standortverhältnissen, Ursachen von Waldschäden, zu einer naturgemäßen Forstwirtschaft und allgemeinen Funktionen des Waldes aufgestellt sind. Die Zielgruppe sind vor allem Touristen, Menschen der Region und Seminarteilnehmer der IBZ. |
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6. Fazit
Der Stadt Ostritz ist es als Kommune mit Hilfe von Fördergeldern gelungen, seit den 1990er Jahren zahlreiche Projekte zur Nutzung regenerativer Energie umzusetzen. Energieautarkie steht nicht auf der aktuellen Agenda, aber mit den Projekten ist es durchaus gelungen, bei den Bürgern und in der Region Zeichen zu setzen und Verantwortungsbewusstsein für den schonenden Umgang mit begrenzten Ressourcen zu erzeugen. Mit den Aktivitäten nimmt Sie eine Vorreiterrolle unter den Kommunen in den östlichen Bundesländern ein. Besonders positiv ist ihre Aufgeschlossenheit gegenüber der Nutzung der Windenergie. Die Gemeinde verfügt mit den realisierten Projekten über ein Alleinstellungsmerkmal in der Region, welches sie für ihre Imagebildung auch für den Tourismus zu nutzen weiß. Leider verfügen die Kommunen in den neuen Bundesländern nicht über belastbare Haushaltskassen für die von Fördermitteln unabhängige Umsetzung von Projekten. Auch sollte die Stadt mehr das Engagement ihrer Bürger deutlich machen, welches sicher genau so wichtig für das Prosperieren einer Gemeinde ist, wie die vorbildlichen Projekte ihrer Stadtväter. |
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7. Quellenverzeichnis
Hinweis: die Autoren haben unterschiedliche Formen der Quellenangabe verwendet. Um das Auffinden entsprechender Verweise zu erleichtern, sollen die Zitierformen beibehalten werden. Aus diesem Grund gibt es an dieser Stelle zwei getrennt Quellenverzeichnisse. [1] Internetpräsenz der Stadt Ostritz URL: http://www.ostritz.de [2] Google-Grafiken, 2006 Digital Globe URL: http://www.google.de [3] Bundeszentrale für politische Bildung URL:http://www.bpb.de/veranstaltungen/8YM6PN,0,0,G%F6rlitz_%96 _die_Stadt_ihre_Sch%F6nheit_und_der_Umbau_Ost.html [4] Aussage von Herrn Salditt, Leiter des Internationalen Begegnungszentrums Ostritz - St. Marienthal im Telefongespräch vom 22. Juni 2006 [5] Deutsche Bundesstiftung Umwelt URL: http://www.dbu.de/ [6] Gesetz zur Neuregelung des Rechts der Erneuerbaren Energien im Strombereich vom 21. Juli 2004 URL: http://217.160.60.235/BGBL/bgbl1f/bgbl104s1918.pdf [7] Wikipedia am 22. Juni 2006 URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare-Energien-Gesetz [8] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle URL:http://www.bafa.de/1/de/download /pdf/vorschriften/energie_ee_vorschriften_richtlinie.pdf [9] Solarserver URL: http://www.solarserver.de/marktanreizprogramm.html [10] Energieökologische Modellstadt Ostritz - St. Marienthal; Datei des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal, Juni 2006 URL: http://www.ibz-marienthal.de/ [11] Internetpräsenz des Pater-Kolbe-Hofs der Zisterzienserabtei St. Marienthal URL: http://www.pater-kolbe-hof.de/index.html [12] Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) (1999), Beck-Texte im dtv, 44. Auflage, Verlag C.H.Beck München, ISBN 3 423 050012 [13] Energieökologische Modellstadt Ostritz - St. Marienthal (o.J.), Informationsbroschüre der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück [14] Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Sept. 2004 (BGBl. I S. 2414) [15] BürgerWind Welzheim GmbH & Co. KG URL: http://www.buergerwind-welzheim.de/index.html [16] Imagebroschüre Energieökologische Modellstadt Ostritz - St. Marienthal (2005), Tourismusbüro Ostritz URL: http://www.ostritz-st-marienthal.de [17] Leitfaden Bioenergie, Planung, Betrieb und Wirtschaftlichkeit von Bioenergieanlagen (2006), Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, Gülzow URL: http://www.fnr.de [28] Internetpräsenz des Klosters Marienthal URL: http://www.kloster-marienthal.de |
8. Literatur und Quellen für den Textteil "Biomasse-Projekte" und "Pflanzenkläranlage"
DBU/ Ostritz: Energieökologische Modellstadt Ostritz-St. Marienthal; Deutsche Bundesstiftung Umwelt [Hrsg.]; Osnabrück (Keine Angabe zum Jahr der Veröffentlichung) Günthert/ Reicherter u.a. 2001: Kommunale Kläranlagen, Bemessung, Erweiterung, Optimierung und Kosten; Wolfgang Günthert, Eckart Reicherter und 8 Mitautoren; expert-Verlag, Renningen-Malmsheim 2001 PPP-Ostritz: Powerpoint Präsentation der Stadt Ostritz; 116 Folien; zugesandt am 5. August 2006 durch Herrn Salditt, Stadtverwaltung Ostritz. Salditt 13.7.2006: Emailkontakt mit Herr Salditt aus der Stadtverwaltung Ostritz Wissing/ Hofmann 2002: Wasserreinigung mit Pflanzen; Frierich Wissing und Dr. Karlfriedrich Hofmann; Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.; Stuttgart 2002 BINE 2006: Blockheizkraftwerke, Ein Leitfaden für den Anwender, 6. aktualisierte Auflage; Uwe Friedrich (Redaktion); BINE Informationsdienst; Verlag Solarpraxis AG, Berlin 2006 BMU 2006: Bruttobeschäftigungseffekt der Branche der Erneuerbaren Energien. In: BMU (Hrsg.): Wirkung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf den deutschen Arbeitsmarkt unter besonderer Berücksichtigung des Außenhandels. Als Manuskript oder PDF-Datei beim BMU erhältlich DBU/ Ostritz: Energieökologische Modellstadt Ostritz-St. Marienthal; Deutsche Bundesstiftung Umwelt [Hrsg.]; Osnabrück (Keine Angabe zum Jahr der Veröffentlichung) FNR/ Akt. 2000: Leitfaden Bioenergie; Planung, Betrieb und Wirtschaftlichkeit von Bioenergieanlagen; Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe [Hrsg.]; Gülzow; Aktualisierung der Ausgabe aus dem Jahr 2000 K.-M. 2005: Energiepflanzenbau für Biogasanlagenbetreiber; Dr. Marianne Karpenstein-Machan; DLG Verlag; Frankfurt am Main 2005 PPP-Ostritz: Powerpoint Präsentation der Stadt Ostritz; 116 Folien; zugesandt am 5. August 2006 durch Herrn Salditt, Stadtverwaltung Ostritz Quaschning 2006: Regenerative Energiesysteme; Technologie-Berechnung-Simulation; Volker Quaschning; Carl Hanser Verlag München, Wien 2006 Salditt 13.7.2006: Emailkontakt mit Herr Salditt aus der Stadtverwaltung Ostritz Schwister 2003: Taschenbuch der Umwelttechnik; Karl Schwister [Hrsg.]; Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, München, Wien 2003 Skript Solartechnik 2006: Univ. Kassel, K. Vajen, M. Ibrahim, U. Jordan, Vorlesung "Solartechnik", Sommersemester 2006 |